Novell geht unter die Virtualisierer

Der Softwarekonzern Novell kauft den kanadischen Spezialsoftwareanbieter PlateSpin. Dafür gibt Novell stolze 205 Millionen Dollar aus. Im Gegenzug erhält der US-Konzern neues Wissen im Bereich Virtualisierung, Virtualisierungs-Management und Dienstleistungen drum herum. Zuvor kaufte Novell bereits eine kleinere Open-Source-Firma.

Doch der Zukauf von SiteScape und seiner Collaboration-Software auf Open-Source-Basis scheint nichts Besonderes zu sein. Schließlich hat Novell bereits mit SuSe eigene Open Source im Hause und es wird von dem Konzern erwartet, dass er dieses lukrative Standbein ausbaut. Dagegen ließ der Zukauf von PlateSpin die Branche aufhorchen. Hier geht es um die Zukunft der Rechenzentren und damit um einen Milliardenmarkt, der noch nicht ganz und gar aufgeteilt ist und viel Bewegung verspricht.

Immerhin erhalten die Amerikaner hiermit Software, die hochkomplexe Aufgaben in verteilten Strukturen eines Rechenzentrums (RZ) ausführen kann: RZ-Management in hochgradig heterogenen Systemen mithilfe von Virtualisierungstechnik, die PlateSpin selbst entwickelt und optimiert hat. Workloads sollen sich gewissermaßen “frei bewegen” können und ruckelfrei über verschiedene Herstellerwelten hinweg arbeiten und angesprochen werden. Diese Technik soll eine Lücke im Portfolio von Novell schließen, die das Management schon lange schmerzte.

Diesen Eindruck erweckte zumindest Ron Hovsepian, President und CEO bei Novell. “Der Zukauf von PlateSpin wird ein Eckpfeiler unserer zweizinkigen Strategie: Enterprise Linux und IT Management Software”, sagte er. Die Tatsache, dass die gerade mal fünf Jahre alte Firma aus Toronto den Großkonzern British Pertoleum als Kunden mitbringt, stört dabei sicherlich nicht.

Die Automatisierung der Assessment- und Migrationsphasen in RZs wie Servermigrationen und Relocation oder umfangreiche Hardware-Upgrades wird laut den Marktforschern von IDC eine immer wichtigere Rolle für die IT-Abteilungen spielen. Über die nächsten drei Jahre hinweg soll sich die ideale IT-Abteilung mehr und mehr an eine heterogene, jedoch gut durchvirtualisierte Architektur gewöhnen, sagte Stephen Elliot, Analyst bei IDC, gegenüber der Eweek. Um die Visualisierung von Events im Hardware, wie auch im Softwarebereich zu gewährleisten, muss der Verantwortliche RZ-Lösungen anschaffen, die über einen längeren Zeitraum hinweg hochflexibel einsetzbar sind, die Betriebskosten senken und dabei virtuelle Maschinen von überall im Unternehmen verstehen, integrieren, ansteuern und verwalten können. Das gelte für Serverwelten genauso wie für die ebenfalls im RZ-Bereich angesiedelten Speichernetztechniken. Dieses Spiel mit virtuellen Workloads für unterschiedliche Aufgabenstellungen beherrschen derzeit erst wenige marktreife Lösungen. PlateSpin-Software gehört wohl dazu. Darauf baut auch Novells CEO.