Mobilfunk der vierten Generation lebt von Berliner Forschung

Holger Boche vom Fraunhofer Institut für Nachrichtentechnik Heinrich Hertz (HHI) ist stolzer Preisträger des Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preises. Den höchstdotierten deutschen Förderpreis und das Preisgeld in Höhe von 2,5 Millionen Euro bekam er für seine Arbeit am Mobilfunk der vierten Generation. Er trommelt für den Forschungsstandort Deutschland.

“Gerade auch in Zeiten eines boomenden Mobilfunkmarktes eröffnen sich viele Möglichkeiten, nicht so sehr mit der Produktion von Mobiltelefonen in Deutschland wirtschaftlich erfolgreich zu sein, sondern mehr mit raffinierten Anwendungen und Ergänzungen, die dies Telefon zu einem zwar technischen, aber mehr noch als jetzt unverzichtbaren Begleiter und Organisator der Großstadtindividuen aber auch von Familien im großen Berlin werden lässt.” Auch das von ihm mit geleitete Sino-Lab for Mobile Communications spiele dabei eine besondere, auch außenpolitische Rolle, “da von der Volksrepublik China und der Bundesrepublik Deutschland gewünscht wird, auf diesem Zukunftssektor wissenschaftlich enger zu kooperieren”.

Für Boche steht aber auch noch etwas anderes im Vordergrund: “Der zweite für mich zentrale Punkt besteht in der Ausbildung von Ingenieuren und der Entwicklung eines attraktiven Doktorandenprogramms. Schon heute ist es so, dass meine Disziplin, die Nachrichtentechnik, auf Grund des Mangels an geeigneten Ingenieuren nicht entsprechend des Marktpotentials und der gesellschaftlichen Bedeutung entwickeln kann. Es bedarf daher großer Anstrengungen in der Lehre und der Forschung, damit wir nicht von der internationalen Entwicklung abgehängt werden.”

Hier komme der Wissenschaftsstandort Berlin ins Spiel. Die vier Universitäten Berlins und eine Vielzahl von außeruniversitären Forschungseinrichtungen können sich der internationalen Herausforderung durchaus stellen, lautete sein Grundtenor. Aber nur, wenn stärker der Versuch unternommen wird, in exzellente Köpfe zu investieren, lautete sein Appell an die Verantwortlichen. “Erst herausragende Forscher bieten die Chance, mittelfristig zu einer nahezu selbsttragenden Wissenschaftlerproduktion zu gelangen. Darüber hinaus muss es gelingen aus den wissenschaftlichen Ergebnissen und damit gekoppelten Erfindungen Start-ups erfolgversprechende Chancen zu eröffnen, das Wirtschaftsleben nachhaltig zu verändern und den Reiz für Studenten und junge Nachwuchswissenschaftler zu erhöhen, in Berlin heimisch zu werden.”

Das ist auch für ihn als international gesuchten Kopf ein Grund, in Berlin zu bleiben. Er will die Standorttreue vorleben. “Berlin ist sowohl mit seinen Bildungseinrichtungen als auch und vor allem mit seinem kulturellen Angebot ein äußerst reizvoller Lebens- und Gestaltungsraum, der für meine Familie und mich noch lange keine Wandergelüste aufkommen lässt. Darüber hinaus sehe ich gerade in diesem und auch anderen großen Auszeichnungen und Ehrungen an Berliner Wissenschaftler eine Sogwirkung auch auf internationale Forschungseinrichtungen entstehen, die unserem Wissenschaftsstandort zu wachsender Blüte verhelfen kann, und gerne würde ich mich an Pflege und auch Ernte in diesem wissenschaftlichen Biotop beteiligen.”