Microsoft herzt den Pinguin

Microsoft ist der Open Source Business Foundation e.V. (OSBF) beigetreten. Die Foundation hat ihre Zentrale in Nürnberg und zählt mehr als 120 Mitglieder – Firmen ebenso wie wissenschaftliche Institutionen und öffentliche Einrichtungen.

Damit verfolgt das Redmonder Softwareunternehmen seine im November 2006 eingeläutete Strategie konsequent weiter: Nachdem Microsoft jahrelang genauso energisch wie erfolglos gegen Open Source gewettert hatte, ging es damals eine Partnerschaft mit Novell ein: Das Interoperabilitätsabkommen vom Herbst 2006 sah einen Nichtangriffspakt sowie gegenseitigen Support vor. Redmond verpflichtete sich, Novell-Kunden nicht zu verklagen und verkauft zudem Coupons für Novells ‘Suse Linux’. Nach und nach wurden immer mehr solcher Abkommen mit diversen Open-Source-Firmen getroffen. Mittlerweile bestehen Kooperationen mit Sun, Novell und Zend sowie Open-Source-Projekten wie dem XML Translator.

Reinrassige Verfechter der Quelloffenheit vermuteten stets Tücke als Grund für die neue Partnerwerbung: Open-Source-Firmen, die kein Abkommen mit Redmond getroffen haben – Red Hat wäre hier als Beispiel zu nennen -, droht seit dem eine Klage durch Microsoft. Denn nach mehrmaligem Bekunden von CEO Steve Ballmer verletzt Linux das geistige Eigentum von Microsoft. Der Linux-Kernel soll nämlich Tausende von Codezeilen von Windows übernommen haben.

Analysten, etwa von Gartner, vermuten aber schon lange, dass Microsoft nicht wirklich beabsichtigt, Linux-Distributoren wie Red Hat zu verklagen. Der Konzern drohe vielmehr, um die Linux-Hersteller zu ähnlichen Abkommen wie mit Novell zu drängen. Der Masterplan sieht vor, die Open-Source-Bewegung zu instrumentalisieren und zu einem verlängerten Vertriebsarm von Redmond zu machen.

Zudem zwingt die EU den Softwarekonzern, seine Schnittstellen offen zu legen und sich insgesamt nicht-proprietären Strömungen zu öffnen. Daraus resultierten besagte Kooperationen und die Verkündung der neuen Interoperabilitäts-Prinzipien im Februar 2008. Damals hatte Microsoft angekündigt, seine Hauptprodukte für Konkurrenten zu öffnen. Im März ließ der Softwarekonzern erste konkrete Schritte folgen, indem er die ‘Document Interoperability Initiative’ startete. Zum Auftakt nehmen daran Unternehmen wie Novell, Mark Logic, Quickoffice, DataViz und Nuance teil.