Ist der Datenschutz noch zu retten?

“You have zero privacy anyway, get over it” – dieser Satz machte den früheren Sun-CEO Scott McNealy zum Enfant terrible der Datenschutzszene. Doch ist es überhaupt noch realistisch an traditionellen Datenschutzvorgaben festzuhalten, angesichts der zunehmenden Verselbständigung des Computers?

Der Schweizer Forscher schlägt eine Art Datenschutz-Zertifikat vor: “Die Marktreife der Technologie hängt im Wesentlichen davon ab, wie datenschutzfreundlich die Anwendungen gestaltet sind. Die Einführung neuer Technologien könnte auch von einer Zertifizierung abhängig gemacht werden, welche die Einhaltung von definierten Standards verlangt.”

Auch Vorschriften und Sanktionen seien denkbar – um der Forderung mehr Nachdruck zu verleihen. Das gelte besonders vor dem Hintergrund der Verselbständigung des Computers, da hier dem Datenschutz nicht die notwendige Beachtung zukomme.

Baeriswyls Fazit unterscheidet sich – wenig überraschend – sehr deutlich von der eingangs zitierten Einschätzung von Scott McNealy. “Wenn bei der Lösungssuche das Konzept des Datenschutzes radikal in Frage gestellt wird, ist ein wesentlicher Bestandteil der Autonomie des Individuums in der liberalen Gesellschaftsordnung gefährdet.” Er fordert deshalb schon heute verbindliche Rahmenbedingungen für den Einsatz neuer Technologien zu schaffen. Schaden kann das nicht, wie ein Blick in den von den Wissenschaftlern zitierten Faust von Goethe zeigt: “Am Ende hängen wir doch ab / Von Kreaturen, die wir machten”.