Microsoft Open Office XML wird ausgebremst

Der Einspruch Südafrikas vom vergangenen Donnerstag gegen Microsofts Dokumentenformat Open Office XML (OOXML) hat unerwartete Konsequenzen für Redmond. Der Abstimmungsprozess ist zwar schon gelaufen, aber die Standardisierung steht noch aus. Und die wird sich jetzt möglicherweise stark verzögern.

Der formale Einspruch Südafrikas geschah innerhalb der Frist von zwei Monaten, in denen nach den Gepflogenheiten der ISO ein Standard noch gekippt werden kann.

Der Einwand gilt als so grundlegend und detailliert, dass jetzt ein zeitaufwändiger Nachbesserungs- und Prüfungsprozess anstehen könnte. ‘DIS 29500’, wie der bisherige Entwurf heißt, wurde vom South African Bureau of Standards abgelehnt, weil das Wahlverfahren, ein so genanntes Blanket-Verfahren, nicht gerechtfertigt gewesen sei, hieß es jetzt.

Außerdem kritisierten die Südafrikaner, dass dadurch die meisten kritisierbaren technischen Aspekte des Entwurfes unter den Teppich gekehrt worden seien. Damit habe die ISO gegen ihre eigenen Prinzipien verstoßen. Jetzt muss nachgeprüft werden, Codezeile für Codezeile. Wie erste Organisationsvertreter gegenüber ZDNet UK sagten, ist dies eine Chance für die Gegner des Microsoft-Formats. Genau wie der britische Verband der Unix- und Open-Systems-Nutzer versuchen auch andere Organisationen, ihre jeweiligen nationalen Vertretungen in der ISO dazu zu bringen, sich den Südafrikanern anzuschließen und OOXML doch noch abzulehnen.

Das hat Steve Pepper, der norwegischen Standardisierungskreisen angehört und im Technical Committee Standards der Norweger arbeitet, bereits getan. Er gratulierte Südafrika zu der klaren Haltung. Die Südafrikaner retteten in gewisser Weise das Ansehen der Standardisierer mit ihrem Einwurf. Pepper selbst hatte bereits eine ähnliche Forderung an die ISO gefaxt. Diese hatte aber im Gegensatz zum Einwand aus Südafrika keine Konsequenzen für den Prozess der Anerkennung: Pepper hatte als Einzelperson gehandelt, das norwegische Komitee als Mitglied der ISO hätte den Einwand mittragen müssen, um etwas zu bewirken.