“Viele Anti-Spam-Techniken versagen”

Sascha Siekmann ist mit 20 Jahren Erfahrung bereits ein ‘Veteran’ im Bereich elektronisches Messaging.

silicon.de: Immer häufiger ist von Handy-Spam die Rede. Handelt es sich dabei um Marketing oder eine wirkliche Gefahr?

Sascha Siekmann: Diese Frage kann am besten von den Anti-Spam-Abteilungen der Mobilfunkunternehmen beantwortet werden. Cloudmark sieht auf jeden Fall einen konkreten Bedarf und bietet daher Produkte an, welche diesen Missbrauch verhindern.

Eine kürzlich zu diesem Thema durchgeführte Studie zeigte, dass mittlerweile 80 Prozent der deutschen Handy-Nutzer Spam erhalten haben und bei einem weiter steigenden Aufkommen einen Anbieterwechsel in Betracht ziehen würden.

In manchen Ländern müssen Kunden auch für eingehende SMS zahlen – hier wird Handy-Spam als besonders unangenehm empfunden. Der Aufwand, diese ungewollten SMS-Nachrichten von der Rechnung wieder entfernen zu lassen, ist sehr hoch.

Vom Standpunkt der Anbieter her sind die Kosten noch viel höher, da jeder Kundenkontakt im Call Center Kosten verursacht, die in keiner Relation zum entstandenen Schaden stehen. Von daher sind die Mobilfunkunternehmen sehr darauf bedacht, Spam auszufiltern.

silicon.de: Wie können Spammer im Mobilbereich Geld verdienen?

Sascha Siekmann: Einfacher Spam im Mobilnetz funktioniert nicht anders als bei einer E-Mail. Weiter fortgeschrittener Spam ist lokalisiert, da die Mobilfunknummern in den USA eine Vorwahl enthalten, die Rückschluss auf den geographischen Bereich des Empfängers ermöglicht. Diese Information steht in vielen Mobilfunknetzen zur Verfügung.

Ein anderes Verfahren haben wir im Ökosystem der Mobilfunkunternehmen beobachtet. Ein Unternehmen bewarb eine Webseite, auf der man sich mit seiner Mobilnummer registrieren sollte. Dies führte dann dazu, dass die Kunden ein monatliches Abonnement abschlossen, ähnlich wie in Deutschland Klingelton-Anbieter. Da diese Firmen symbiotische Beziehungen zu den Mobilfunkunternehmen unterhalten, ist dies ein problematischer Fall.

silicon.de: Cloudmark hat keine deutsche Webseite, aber eine japanische und eine chinesische. Wie wichtig ist Ihnen der deutsche Markt?

Sascha Siekmann: Sehr wichtig. Cloudmark hat bei den größten ISPs in Nordamerika einen Marktanteil von 80 Prozent. Die Expansion nach Deutschland ist für das Unternehmen von erheblicher Bedeutung. Dass die Mehrzahl der Deutschen auch Englisch spricht, weiß man bei Cloudmark. Dennoch werden in Zukunft vermehrt Inhalte auf Deutsch verfügbar sein.

silicon.de: Sie bieten einen Spam-Filter für Mozilla Thunderbird an. Sind weitere Lösungen für freie Software zu erwarten?

Sascha Siekmann: Die bisher wichtigste quelloffene Anti-Spam-Lösung ist sicher Vipul’s Razor. Sie wird von tausenden SpamAssassin-Installationen eingesetzt und bietet einen hervorragenden Schutz. Wir haben mit Cloudmark Authority eine kommerzielle Variante von Vipul’s Razor im Angebot. Weitere Open-Source-Lösungen sind zurzeit nicht geplant.