“Lichtgeschwindigkeit ist nicht genug”

Vivek Ranadivé, Chairman und CEO von Tibco, hat das Unternehmen 1985 gegründet. Seine Vision war von Anfang an, die Daten in Unternehmen möglichst schnell zu verteilen. Denn Sekundenbruchteile entscheiden über Erfolg oder Niedergang eines Unternehmens. Ein ausführliches Interview.

silicon.de: Herr Ranadive, Tibcobetrachtet sich heute als SOA-Unternehmen. Warum?

Ranadive: Ja, wir beobachten einen Wandel: weg von einer datenbankorientierten hin zu einer service-orientierten Architektur, von statischen Daten hin zu dynamischen Daten, von ERP als Killer-App hin zu End-to-End BPM als Killer-App, von Reportingsystemen als Einsichtgeber hin zu prädiktiven Systemen. Wir glauben, dass SOA die Fundamentale-Enabling-Technologie für die Zukunft ist. Zu dieser Vision haben wir unser Unternehmen seit vielen Jahren vorangetrieben. Erfolgreich: von null auf etwa 600 Millionen Dollar Umsatz 2007.

silicon.de: Was ist der Fokus für Ihre aktuelle Produktentwicklung?

Ranadive: Unsere Vision ist: Weg von einer Datenbank, in die man alles speichert, hin zu einem Enterprise Service Bus, über den Anwendungen ihre Services miteinander teilen können. SOA selbst ist nicht ausreichend, man benötigt BPM als die Killer-Applikation. Leute brauchten einen Datenbank weil sie ERP hatten, also braucht man nun BPM und darunter SOA darunter. Um Ereignisse voraussagen zu können, benötigt man Complex Event Processing (CEP), und das ist in unserem BI-Tool Spotfire realisiert. Das CEP-Produkt ist Business Events.

silicon.de: Wie dynamisch und ausgereift ist der SOA-Markt?

Ranadive: Der SOA-Markt befindet sich an der Stelle seiner Entwicklung, wo sich der Datenbankmarkt in den frühen 80ern befand, also in der frühen Phase. Jede Ära dauerte rund 20 Jahre. Die Mainframe Ära dauerte von den 60ern bis in die 80er-Jahre, die Datenbank Ära von den frühen 80ern bis heute, und jetzt befinden wir uns in den frühen Jahren der SOA-Ära. Wir werden eine volle Dekade sehen, bevor wir die volle Ausnutzung der SOA sehen.

silicon.de: Niemand weiß, was danach kommt, oder?

Ranadive: Es wird Computing überall geben. Alles dreht sich um Services. Es geht nicht um Software as a Service – wir haben ja ADP etc. schon lang-, sondern um Selbstbedienung, so etwa mit Sensoren, die überall um uns herum sind. Ihr Mobiltelefon hat mehr Rechenkapazität als die Mondlandefähre.