Clones

Die Virtualität muss von einem Schwaben erfunden worden sein – ganz g’wies. So einen Hypervisor stellt man sich am besten wie einen virtuellen Rasenmäher vor. Das ist er selbstverständlich nicht. Aber er wirkt so – wie ein Arbeitsgerät für die Zeit, während der man frei hat.

Deshalb soll ein neues eingerichtet werden. Und das alte darf als virtuelle Maschine auf den Hypervisor und in den wohlverdienten Ruhestand. Es würde einem schließlich das Herz brechen, es einfach so von der Platte zu putzen. Außerdem hasst der Schwabe nichts mehr, als etwas wegzuwerfen. In “58 min”, verspricht unterdessen die Virtualisierungssoftware, sei der Clone fertig.

Die Welt ist ja voller Clones, fällt einem dabei ein. Der Marketing-Typ etwa, der diese Woche statt des versprochenen Technik-Experten angerufen hat. Der wusste nichts über die Software, die das Unternehmen entwickelt, das ihn bezahlt.

Statt dessen redete er darüber, was diese Firma wie “kommuniziert”, wie sie diese Software “positioniert” und welche Probleme sie “adressiert”. Gut zwei Dutzend Wörter kennen solche Leute, mit deren Hilfe sie es verstehen, zu allem wohlklingend nichts zu sagen.

Sie sprechen eine durch ‘Copy und Paste’ entstandene Kunstsprache. Man meint in solchen Fällen, fast den Verwesungsgeruch wahrnehmen zu können, der diese toten Wörter eigentlich umwehen müsste.

Es sind Vertriebssöldner. Business ist schließlich Krieg. Und solche Leute erobern mal für die eine, mal für die andere Seite neue Märkte.

Das Ideal der Militärs ist ebenfalls der Clone. Soldaten sollen alle gleich aussehen und einheitlich funktionieren.

Da ist die IT sehr viel individualistischer. Hier braucht ein Clone eine ID, also eine eigene Identität, sonst funktioniert er nicht im LAN. – Jener, den die Virtualisierungssoftware gerade baut, soll in “47 min” fertig sein.

Bei Politikern hat man auch oft auch den Eindruck, sie seien geklont. Friedrich Merz etwa war am Wochenende mit Guido Westerwelle wandern, weshalb alle Welt spekuliert, er könne zur FDP wechseln. Und auf der anderen Seite hat schon Rainer Brüderle Wolfgang Clement “eine neue politische Heimat” angeboten.

Konsequent wäre das ja, wenn alle marktliberalen Clones in den anderen Parteien tatsächlich in die FDP übertreten würden. Dann aber müssten sie sich auch am Markt bewähren, einem besonders schwierigen zudem, dem Arbeitsmarkt. Denn so viele Mandate hat die FDP nicht zu vergeben.