“Sehnsucht nach Führung”

Warum Barack Obama die Wahl gewonnen hat? – Der Spiegel weiß es mal wieder – nicht wirklich, aber besser halt, wie’s so seine Art ist: “Das alles hat mit der Sehnsucht nach Führung zu tun…” (Nr. 46 vom 10. 11., Seite 125).

Aber die englischsprachigen Quellen! Als General Petraeus der Geschäftswelt bezeichnet die US-amerikanische Venturebeat den Nachfolgekandidaten Tim Cook, um dann zu fragen: “Who will be Apple’s Augustus?” – mit einem Link zu Wikipedia, wo beschrieben ist, wie der erste römische Kaiser seine Soldaten die damals bekannte Welt in Schutt und Asche legen ließ.

Es gibt sie, die Leute, die meinen, man könne das Arbeitsleben organisieren wie ein Infanterie-Regiment. Aber das sind nicht diejenigen, die wirklich etwas zustande bringen.

Anders als auf dem Kasernenhof funktioniert in Büros und Fabrikhallen das Prinzip von Befehl und Gehorsam überhaupt nicht. Etwas zu schaffen, ist intellektuell halt deutlich anspruchsvoller, als es kaputt zu machen.

Das beginnt schon bei der Sprache: “Im Gleichschritt Marsch!” geht in der Produktion nicht. Um mit jemandem zusammenzuarbeiten, muss man schon ganze Sätze bilden und eventuell so komplizierte Konstruktionen beherrschen wie die höfliche Frageform und den Konjunktiv: “Könntest du bitte… ?” – Damit sind Führer allerdings in der Regel geistig überfordert.

Aber so ist er halt, der Mensch im Allgemeinen und der Arbeitsmann und die Arbeitsfrau im Besonderen, ganz anders als das Vieh, an dem sich Führer und ihre journalistischen Wasserträger so gerne orientieren.

Morgen steht dann noch ein Parteitag an. Und der Spiegel hat gleich messerscharf analysiert, worum es dabei geht: “Nichts brauchen die Grünen im Moment dringender als Führung” (Seite 36).