Jerry Yang räumt Yahoo-Chefsessel

2008 war kein gutes Jahre für Yahoo-Chef Jerry Yang. In der Übernahmeschlacht mit Microsoft pokerte er hoch – zu hoch. Am Ende zog der Softwaregigant sein Angebot zurück. Bei den Aktionären fiel Yang daraufhin in Ungnade, nun bleibt dem 40-jährigen nur noch der Rückzug.

Komfortabler ist dagegen die Situation von Symantec-CEO John Thompson. Nach zehn Jahren an der Spitze kündigte auch er seinen Rücktritt an und muss sich nun zwischen Hawaii und möglicherweise Barack Obama entscheiden.

Jerry Yang werde seien Posten räumen, sobald das Direktorium einen Nachfolger gefunden hat, hieß es von Yahoo. Mit der Suche nach einem geeigneten Kandidaten innerhalb und außerhalb des Konzerns wurde eine Beratungsfirma beauftragt. Yang selbst erklärte, dass die Zeit gekommen sei, die Führung des Unternehmens abzugeben. Er werde aber weiterhin alles dafür tun, dass Yahoo sein gesamtes Potential ausschöpfen und seine “führende” Position ausbauen könne.

Der 40-jährige Jerry Yang will weiter für Yahoo arbeiten und auch seinen Sitz im Aufsichtsrat des Unternehmens behalten. Aufsichtsratschef Roy Bostock sagte, man sei mit Yang übereingekommen, “dass jetzt der richtige Zeitpunkt für den Übergang zu einem neuen Chef ist, der das Unternehmen in eine neue Phase führen kann”. Auch Analysten sehen den Schritt als Chance, überfällige Veränderungen bei dem Konzern einzuleiten. “Das ist ein klassischer Fall: Die Firma braucht frisches Blut”, so eine Analystin des US-Investmentfirma TWC vor kurzem.

Yang sei ein Hindernis bei der Einigung mit Microsoft gewesen – dementsprechend bekommen nun Spekulationen neue Nahrung, wonach der Softwarekonzern einen zweiten Anlauf für eine Fusion starten könnte. Das ursprünglich heftig von Microsoft umworbene Unternehmen hatte sich in den vergangenen Monaten selbst ins Out manövriert. Zunächst lehnte Yahoo ein Übernahmeangebot des Softwareriesen – zuletzt lag es bei 47 Milliarden Dollar – ab, und kündigte zum Schutz vor ihm sogar einen Zusammenschluss mit dem Microsoft-Erzrivalen Google an. Allerdings mussten die beiden Internetkonzerne die Fusion Anfang November wegen kartellrechtlicher Bedenken ad acta legen.

Yang schlug daraufhin kleinlaut ein Zusammengehen mit Microsoft vor und betonte, dass das Unternehmen “offen für alles” sei. Microsoft-Chef Steve Ballmer zeigte Yang jedoch umgehend die kalte Schulter.

Einst wurde der aus Taiwan stammende Yang als “Wunderkind des Silicon Valley” gefeiert. Als Student stellte er 1994 gemeinsam mit David Filo den Internetführer “Jerry’s Guide to the World Wide Web” ins Netz – zwei Jahre später schlugen 1,6 Millionen Nutzer regelmäßig bei Yahoo nach, im Jahr 2000 waren es 229 Millionen. Inzwischen musste das Portal in den meisten Teilen der Welt die Führung an Google abgeben. Um das zu ändern, hatte Yang vor rund einem Jahr die Leitung des Unternehmens erstmals selbst übernommen. Ohne Erfolg.