Qimonda am seidenen Faden

Der angeschlagenen Infineon-Tochter Qimonda droht nach eigenen Angaben bereits im ersten Kalenderquartal 2009 die Insolvenz, wenn sie keinen neuen Investor findet.

Sollten die Bemühungen zur Rettung des Herstellers scheitern und sich das wirtschaftliche Umfeld weiter verschlechtern, könnte es Anfang 2009 zu Liquiditätsengpässen kommen, teilte Qimonda mit. Diese Engpässe könnten sich “auf die Fähigkeit des Unternehmens auswirken, das Geschäft weiter zu betreiben”.

In den laufenden Gesprächen mit strategischen Investoren und Finanzinvestoren habe man Fortschritte erzielt, hieß es. “Die Unternehmensleitung geht davon aus, dass sich eine dieser Möglichkeiten soweit konkretisieren könnte, dass sie in den kommenden Wochen bekannt gegeben werden kann”.

Die Bekanntgabe der Zahlen für das im September abgelaufene Geschäftsjahr 2008 werde bis Mitte Dezember zurückgestellt. Zunächst solle das Ergebnis der Gespräche abgewartet werden. Ein Abschluss mit einem Investor könne Auswirkungen auf die Bilanz haben, “insbesondere im Zusammenhang mit der Neubewertung des Anlagevermögens hinsichtlich Wertminderungen”.

Erste Zahlen verkündete das Unternehmen jedoch bereits: Der Umsatz liegt demnach im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2008 bei 476 Millionen Euro – und damit 24 Prozent über dem des dritten Quartals. Dennoch geht das Unternehmen davon aus, dass der Betriebsverlust und der Konzernfehlbetrag im Vergleich zum dritten Quartal gestiegen sind. Experten rechnen damit, dass Qimonda das Geschäftsjahr 2008 mit einem Defizit von 1,9 Milliarden Euro beenden wird.

“Unser Plan zur Neupositionierung kommt gut voran und wir haben eine grundsätzliche Einigung mit den Arbeitnehmervertretern hier in Deutschland erzielt“, sagte Qimonda-Chef Kin Wah Loh. Qimonda hatte angekündigt, 3400 Stellen abzubauen, die Hälfte davon in Deutschland.

Die Chefs der Qimonda-Mutter Infineon waren nach Medienberichten am 26. November bei der Bundesregierung, um Staatshilfen für Qimonda zu erbitten. Nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa brachten die Manager in Gesprächen mit dem Bund und dem Land Sachsen eine staatliche Bürgschaft in Höhe von 500 Millionen Euro aufs Tapet.

Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) gab sich gegenüber dem Handelsblatt jetzt entschlossen, Qimonda zu retten. Es gebe keine Alternative zu staatlicher Hilfe für Qimonda. Schließlich sei “Dresden der letzte europäische Standort für Mikroelektronik.”