Ist SOA nun tot oder nicht?

“On the Death of SOA” benannte Chefanalyst Chris Howard von der Burton Group seine jüngste Analyse. Darin berichtet er – wie schon mehrmals zu früheren Gelegenheiten – dass lockere 90 Prozent aller SOA-Implementierungen scheitern.

Tatsache ist, dass – wie bei jedem großen neuen Trend – einige frühe Experimentatoren nicht jedes Projekt zum Erfolg geführt haben. Dennoch gibt es viele sehr positive Erfahrungen und positive Return of Investment-Beispiele für SOA. Tatsache ist auch, dass die IT alter Machart zu starr war und nicht schnell genug auf veränderte wirtschaftliche Umgebungen reagieren konnte. Tatsache ist weiterhin, dass praktisch alle wesentlichen Softwareanbieter ihre Software – vom Betriebssystem über Infrastrukturen bis hin zu komplexen betriebswirtschaftlichen Systemen – auf SOA umgestellt wurden. Und Tatsache ist, dass diejenigen Anwender, die inzwischen gute Erfahrungen mit SOA gemacht haben und ausreichendes Know-how aufbauen konnten, die Früchte auch in der derzeitigen wirtschaftlichen Krisensituation ernten können.

So profitieren sie vom Zusammenwirken von SOA, Bussiness Process Management (BPM) und Web 2.0. Auf einen einfachen Nenner gebracht lässt sich dieses Szenario folgendermaßen formulieren: Auf der Basis von SOA und den zugehörigen standardisierten Schnittstellen lassen sich nun Geschäftsprozessketten besser und einfacher automatisieren. Mitarbeiter werden für solche automatisierten Geschäftsprozesse nicht mehr benötigt. Dadurch können Kosten gespart werden und Mitarbeiter können sich auf komplexere, nicht automatisierbare und wertschöpfende Geschäftsprozesse konzentrieren. BPM greift nun bei der Geschäftsprozessautomatisierung voll ein, hilft die Prozesse zu entwerfen, auszuführen und letztlich auch zu überwachen. Insgesamt führt dies zu geringeren Betriebskosten, ähnlich wie es beim Einführen von Enterprise Resource Planning (ERP) mit dem Manufacturing Resource Planning II (MRP) in der Produktion in den neunziger Jahren zu beobachten war.

Auf der anderen Seite sind für die nicht automatisierbaren Geschäftsprozesse immer intensivere Arten der Zusammenarbeit der Mitarbeiter untereinander beziehungsweise der Mitarbeiter mit den Partnern, Lieferanten und Kunden erforderlich. Dafür werden zunehmend Web-2.0-Technologien genutzt, die letztlich auch auf SOA-Technologien zurückgehen.

Damit schließt sich der Kreis: SOA-Technologien haben praktisch alle Technologiebereiche der IT durchdrungen. Echte Alternativen sind nicht in Sicht. Dieses Merkmal charakterisiert echte Megatrends. SOA ist einer davon. Auf jeden Fall haben die Service-Orientierung und Service orientierte Architekturen die IT nachhaltig geändert. SOA ist lebendiger denn je, auch wenn es nicht mehr in jeder Marketingbotschaft auftaucht.”