Himmel – in- und outbound

Seit Urzeiten stellt man sich das Paradies als Garten vor: “Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden” (Genesis, Kapitel 2, Vers 15). Und dessen prächtigste Form wiederum ist der Biergarten, wie er sich in Bayern findet.

Dem ist aber nicht so. Ursprünglich nämlich wurden Biergärten über unterirdischen Lagerräumen angelegt. Oben pflanzten die Brauereien zur Kühlung Kastanien. Und weil sich in deren Schatten gut trinken lässt, wurde gleich ausgeschenkt, was unten so reichlich vorhanden war.

“Keller” ist daher nichts anderes als ein Synonym für Biergarten. Ein Paradoxon der bayerischen Sprache, bezeichnet dieser Begriff doch keinesfalls einen dunklen Ort, sondern einen, an dem immer die Sonne scheint – zumindest inwendig. Der vermeintliche Apokalyptiker will denn auch nur seinem Spez’l per Handy mitteilen, dass er sich nicht in der nahegelegenen Gaststätte befindet, sondern eben im Biergarten.

Dass er dies schreiend tut, lässt ebenfalls keine Rückschlüsse auf Wahnvorstellungen zu, hervorgerufen etwa durch erhöhten Alkoholkonsum. Zwar kann man Betrunkene oft schon an ihrer Lautstärke erkennen. Aber am Handy reden die meisten so, als wären sie sturzbesoffen.

Was verwildert die Menschheit mehr, der Alkoholmissbrauch oder der Mobilfunk? – Ein Thema, das sich ganz vorzüglich eignet, um bei einer Mass darüber zu sinnieren. Wobei die Begleitumstände der Überlegungen allerdings deren Ergebnis doch stark determinieren.

Eine Stimme ertönt, die es offenkundig gewohnt ist, Anordnungen zu erteilen: “Geh runter bis 100.000, wenn’s sein muss!” Es scheint, sich um einen Manager zu handeln, der per Mobiltelefon einen Untergebenen für Vertragsverhandlungen instruiert. Einen Mitarbeiter aus seinem Team, wie er selbst es wohl ausdrücken würde.

Jener solle sich aber Mühe geben und nur einen möglichst geringen Preisnachlass einräumen, mahnt die Chefetagenstimme. “Ich will den Kunden, und ich will die Marge”, teilt er dem Befehlsempfänger und dem Biergarten mit.

Wie oft wurde eigentlich in letzter Zeit der Schutz vor Geheimnisverrat, vor Korruption und anderen schweren Wirtschaftsstraftaten als Grund für betriebliche Überwachungsmaßnahmen angeführt, fragt man sich und senkt dabei den Pegel im Masskrug ein wenig.

Und eine zweite Frage drängt sich auf: Was wäre, wenn man allen Managern ihr Handy wegnähme? – Es wäre schrecklich. Niemand würde mehr erfahren, was nicht für seine Ohren bestimmt ist. Geheimes würde geheim bleiben. Und die schönsten, weil plausibelsten Gründe für Überwachungsmaßnahmen wären einfach dahin.

Was sollten denn dann die Pressesprecher ertappter Unternehmen der Journaille erzählen? – Nicht auszudenken, was die sich alles ausdenken müssten! – Ein großer Schluck auf diesen kühnen Gedanken!

Da dringt auch schon eine altbekannte Logik ans Ohr des IT-Schreibers, eine binäre. “Entweder er will diese Beziehung, oder er will sie nicht”, ereifert sich eine junge Frau am Mobiltelefon.