McLaren entwickelt F1-Boliden mit SAP All-in-One

Rennsportbegeisterte haben das SAP-Logo auf den Boliden von McLaren Mercedes schon längst bemerkt. Aber der Software-Hersteller ist nicht nur Sponsor. Peter Grendel ist bei SAP Vice Presiden Global Technical Account Management und damit auch für den nicht ganz alltäglichen Anwender McLaren zuständig. Im silicon.de-Interview erklärt er, warum der Rennstall mit der Mittelstandslösung All-in-One bessere und schnellere Autos baut.

silicon.de: Das klingt zunächst einmal nach einer großen logistischen Herausforderung.

Grendel: Ja, hinter der Motorenentwicklung steht ein komplexes Logistik-Konzept, das wir bei der Modellierung der Prozesse berücksichtigen mussten. Da gehen ja nicht nur Teile hin und her, sondern auch Informationen. Man muss ein sehr intensives Kollaborationsmodell haben, das gleichzeitig mit der Autoentwicklung harmonieren muss, wie beispielsweise im Bereich der Aerodynamik oder den Einbauvorschriften. Dabei sind viele Dinge zu bedenken.

silicon.de: Es geht also nicht nur um den Materialfluss, sondern auch um den Informationsaustausch.

Grendel: Ja, neben dem Materialfluss zwischen den Standorten waren die Dokumentation sowie das Zusammenbringen von Engineering, Logistik und Controlling in einem gemeinsamen Modell entscheidende Herausforderungen. Ein weiterer wichtiger Teil bei dem Projekt waren die Planung und Budgetierung der Fahrzeuge, denn auch die Formel 1 steht unter sehr hohem Kostendruck – ein Vorteil des SAP Systems, denn diese Funktionen haben wir im System standardmäßig schon drin. Dann schließlich kam der angesprochene Punkt mit dem Informationsaustausch hinzu. Das nennen wir in unserer Branche Kollaboration. Und hier ist es eben wichtig, dass ein komplett integriertes System zur Verfügung steht, auf das die verschiedenen Kollegen der Produktion und des Engineering zugreifen können.

silicon.de: Forschung und Entwicklung müssen sich also auf einer einheitlichen Plattform verständigen können?

Grendel: Die Renningenieure sind hochausgebildete Fachleute, ich nenne sie gerne ‘Künstler’. In so einem Team hat man beispielsweise einen Spezialisten, der sich um die Optimierung eines Kolbens kümmert. Aber der bestmögliche Kolben bedeutet ja noch nicht automatisch auch das bestmögliche Gesamtergebnis. Denn es könnte sein, dass eben dieser Kolben separat betrachtet perfekt ist, in der Kombination mit den anderen Motorenteilen aber nicht so gut funktioniert. Daher muss im System eine optimale Kollaborationsplattform vorhanden sein, auf der die Mitarbeiter ihre Ergebnisse festhalten. Wir sprechen in diesem Zusammenhang unter anderem von Dokumentation. Die Ingenieure müssen also ihre Informationen und auch den entsprechenden Änderungsindex mit anderen teilen. Dabei geht es um Fragen, wie: An welchen Versionen baut man? Welche Versionen passen optimal zusammen?

silicon.de: Das klingt so, als ließen sich diese Prozesse nicht von heute auf morgen in Software abbilden?

Grendel: Bei dieser Abbildung haben wir McLaren Mercedes geholfen. Es steht natürlich erst einmal viel Papierarbeit an, denn die Prozesse müssen aufgeschrieben und analysiert werden, bevor man sie in einem System abbildet. Und das ist in diesem speziellen Fall ein recht umfangreiches Werk gewesen, weil wir viele Prozesse einbinden mussten. Denn es sind ja nicht nur die drei Standorte, sondern ein solches Auto besteht ja auch aus Kaufteilen. Die Kollegen haben natürlich noch andere Lieferanten. Die Einspritzpumpe etwa kommt möglicherweise von einem anderen Hersteller. Solche externen Anbieter müssen an das System angebunden werden.

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