Exodus: Die Auslagerung der IT

2009 wird für die globale Wirtschaft vermutlich das schwierigste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. CIOs und IT-Manager suchen deshalb auch nach Wegen, Kosten einzudämmen und zu reduzieren. Dieser Umstand hat enormes Interesse an Cloud Computing, Software as a Service (SaaS), Outsourcing und anderen Möglichkeiten der IT-Auslagerung ausgelöst.

Wirtschaftliches Handeln heißt, knappe Ressourcen bereitzustellen, die gegebenenfalls mehrfach genutzt werden können. Wären die Ressourcen unbegrenzt, bestünde keine Notwendigkeit für wirtschaftliches Handeln. Leider haben sich in den letzten Jahren sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen nicht eingestehen wollen, dass die Ressourcen begrenzt sind. Wenn daher heute Rechenschaft abgelegt werden muss, kann das zunehmend ungemütlich werden. Geradezu prophetisch klingt in diesem Zusammenhang der Passus aus dem Buch Basic Economics von Thomas Sowell:

“Augenscheinlich schien man es für seltsam zu halten, dass es so etwas wie Knappheit gibt und dass hieraus die Notwendigkeit für … einen verantwortungsvollen Umgang mit Ausgaben resultiert. Und doch war nichts in der Geschichte der Menschheit so prägend gewesen wie die Knappheit, und alle aus der Knappheit reduzierende Notwendigkeit wirtschaftlichen Handelns.”

Innerhalb der IT heißen Ressourcen: Menschen und Anwendungen, Kisten und Kabel, Prozesse und Dienste. Einige Ressourcen gehören zum Kern des Unternehmens: Sie stellen Wettbewerbsdifferenzierung und Shareholder Value dar. Andere Ressourcen sind lediglich Kontext: Sie sind Commodities, tragen nicht zur Differenzierung bei und stellen keinen Anlegerwert dar. Allerdings können auch Kontext-Ressourcen unternehmenskritisch sein (z.B. Lohnbuchhaltung), doch viele Unternehmen unterscheiden hier nicht.

Unternehmensleitung und Anleger verlangen eine Kapitalrendite, die an eine straffe Ausgabenpolitik gekoppelt ist. Deshalb ist es sinnvoll, sich auf Kernkompetenzen zu konzentrieren und Kontext als Kosten anzusehen. Die Reduzierung von Kosten heißt demnach, Kontextfunktionen mit den effektivsten und effizientesten Mitteln zu erfüllen. Auf einen Nenner gebracht: Unternehmenskritische Kernfunktionen der IT sollten im Hause bleiben. Alles andere sollte, wo immer möglich, ausgelagert werden. Ein Unternehmen sollte die Schaffung und Instandhaltung der Kern-IT selbst verantworten und die Kontext-IT vertraglich (d.h. über Service Level Agreements) anderen überlassen.

Im Zuge der Wirtschaftskrise will das Management jede Gelegenheit nutzen, Funktionen aus dem Kern in den Kontext zu verlagern. Diese Neuzuordnung setzt Personal frei, das sich um die Kernprozesse des Unternehmens kümmern kann und reduziert die Verwaltungskosten, kann aber auch zu Entlassungen führen. Viele Unternehmen werden 2009 ihren Kernbereich nur stärken können, indem sie politisch nicht einfach umsetzbare Prioritäten setzen. Dadurch werden sie für den künftigen wirtschaftlichen Aufschwung gut positioniert sein.