Ein Blick in HPs legendäre Garage

Ohne wirkliches Produkt, ohne vernünftigen Business-Plan sowie ohne Firmensitz und -namen ein Unternehmen zu gründen ist – vorsichtig ausgedrückt – mutig. Kann aber funktionieren, wie das Beispiel von William Hewlett und David Packard beweist. Den Grundstein für eine der größten IT-Firmen der Welt legten sie vor über 70 Jahren in einer Garage, die längst Legende ist, aber bis heute nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Eigentlich.

Unser US-Kollege Daniel Terdiman befindet sich derzeit auf seinem Road Trip 2009 – einer der Höhepunkte war eine Exklusiv-Führung von HP-Archivarin Anna Mancini durch die besagte Garage. Sie befindet sich – gemeinsam mit dem dazugehörigen Wohnhaus – erst seit dem Jahr 2000 im Besitz von Hewlett-Packard und wurde 2005 komplett renoviert.

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1938 hatten sich die beiden frisch gebackenen Ingenieure William Hewlett und David Packard dazu entschlossen, ein Unternehmen zu gründen und machten die Garage neben Packards Wohnhaus zu ihrer Zentrale. Eine wirkliche Idee, mit welchem Produkt ihnen der Durchbruch gelingen könnte, hatten sie nicht. Ihr ehemaliger Mentor von der Stanford University, Professor Fred Terman, riet ihnen zur Produktion von Tonfrequenzgeneratoren.

Die Firmengründer brachten ein Modell auf den Markt, das sich durch einige Verbesserungen von der Konkurrenz abhob und erwirtschafteten damit schnell erste Gewinne. Um mit potentiellen Kunden in Kontakt zu kommen, schrieben sie Briefe an die entsprechenden Firmen. “Wir begannen, diese Briefe zurückzubekommen und in einigen von ihnen steckten Schecks”, zitiert HP-Expertin Mancini den Kommentar der Firmengründer zu ihren ersten Geschäftserfolgen.

Nur 18 Monate später war die Firma aus der Garage herausgewachsen – der Umzug in ein größeres Gebäude in Palo Alto wurde notwendig. Damals produzierte HP rund 200 Tonfrequenzgeneratoren pro Jahr, erst in den 60er Jahren wurde die Produktion komplett eingestellt. Zu dieser Zeit war das Unternehmen längst weltweit aktiv. Im deutschen Werk in Böblingen etwa waren 1962 150 Mitarbeiter beschäftigt. Zehn Jahre später waren es 1020.

Tatsächlich waren William Hewlett und David Packard als sie 1938 ihre Gerätschaften und Schaltpläne in Palo Alto auspackten, nicht die ersten IT-Firmengründer, die das Silicon Valley für sich entdeckt hatten. Doch kaum ein Unternehmen hatte in den kommenden Jahren eine vergleichbare Bedeutung für die Entwicklung der Region. Deshalb gilt die knapp 20 Quadratmeter große Garage bis heute als Wiege des Silicon Valley.