Murdoch-Zeitung zapft tausende Handys an

Journalisten der britischen ‘News of the World’ haben mit Hilfe von Detektiven Telefonate von hunderten Prominenten aus Politik und Showgeschäft abgehört und sich in ihre Mailboxen eingehackt. Damit wollten sie an vertrauliche Informationen für brisante Storys gelangen.

Laut der Zeitung ‘The Guardian’ gelangten die Reporter möglicherweise an die Informationen, weil die Prominenten die voreingestellten Geheimnummern zum Abhören von Mobilboxen nicht geändert hatten. Der Verlag ‘News Group Newspapers’ der zum Medienimperium Rupert Murdoch gehört, soll die illegalen Aktionen mit viel Geld vertuscht haben. Scotland Yard blieb trotz Kenntnis der Ausmaße der illegalen Methoden des Blattes untätig. Noch brisanter erscheint, dass der ehemalige Chefredakteur Andy Coulson von ‘News of the World’ jetzt Kommunikationschef der Konservativen Partei (Tories) ist.

Bis zu 3000 Prominente aus Politik und Showbusiness sollen von den Journalisten ausgehorcht worden sein. Darunter finden sich Vize-Premierminister John Prescott, das Supermodel Elle MacPherson, der Londoner Bürgermeister Boris Johnson, Gwyneth Paltrow und George Michael. Der “Guardian” bezieht sich auf einen Informanten bei Scotland Yard. Scotland Yard leitete eine interne Prüfung ein. Nach der Spesenaffäre von Politikern scheint das Königreich jetzt einen neuen Skandal zu haben, berichtet die Nachrichtenagentur dpa.

Der Ex-Chefredakteur Coulson gerät mit dem Bekanntwerden des Skandals unter erneuten Druck. Er trat damals zurück, als im Januar 2007 der Journalist Clive Goodman zu einer viermonatigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Der damalige “Hofkorrespondent” von ‘News of the World’ soll die Mailboxen von Prinz William und weiteren Mitgliedern des Königshauses abgehört haben. Der Verlag hatte damals noch von einem Einzelfall gesprochen und den Journalisten als “Schwarzes Schaf” dargestellt. Jetzt zeigt sich jedoch, dass die Abhöraktivitäten der Zeitung nicht allein auf das Königshaus beschränkt waren.

Der frühere stellvertretende Premierminister Prescott zeigte sich fassungslos: “Ich finde es erschütternd, dass die Polizei von einer Liste von Leuten gewusst haben könnte, deren Telefone angezapft wurden. Ich soll einer davon sein. Dass ich über ein solches Verbrechen nicht informiert und gegen die Verantwortlichen nicht weiter vorgegangen wurde, wirft ein sehr schlechtes Licht auf die Polizei.”