Neuer deutscher Software-Riese

Überraschung im Markt für Unternehmensanwendungen: Die Darmstädter Software AG hat ein Übernahmeangebot für die IDS Scheer AG angekündigt. Die Offerte beläuft sich auf rund 477 Millionen Euro. Sie ist “freiwillig” – doch die meisten Aktionäre dürften zustimmen. Denn zwei Großaktionäre haben sich bereits verpflichtet, zu verkaufen.

Es handelt sich um niemand Geringeren als die Mitgründer von IDS Scheer: August-Wilhelm Scheer sowie Alexander Pocsay. Beide halten zusammen 48 Prozent der ausgegebenen Aktien der IDS Scheer AG.

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Scheer ist nicht nur Aufsichtsratsvorsitzender von IDS Scheer, sondern auch Präsident des Branchenverbandes Bitkom. Er gilt als einer der Begründer des ‘Business Process Management’ (BPM). Scheer leitete lange das Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität des Saarlands – hier gründete er IDS Scheer 1984 als Spin-off.

Er kenne Scheer schon lange, etwa aus der Zusammenarbeit im Bitkom, sagte Karl-Heinz Streibich, Vorstandsvorsitzender der Software AG, in einer Telefonkonferenz für die Presse. IDS Scheer habe schon lange auf der Wunschliste der Software AG gestanden, da sich die Produkte gut ergänzten. Jetzt sei der Zeitpunkt für einen Deal reif gewesen – “auch als Nachfolgeregelung für Herrn Scheer”. Scheer wird Ende Juli 68.

Im September 2008 hatte Scheer anlässlich der Vorstellung des neuen Vorstandschefs Peter Gérard noch Gerüchten widersprochen, er wolle seinen Anteil verkaufen. Als Interessent war damals SAP im Gespräch.

Die Übertragung der IDS-Scheer-Anteile soll jetzt im Rahmen eines Übernahmeangebots erfolgen, das die SAG Beteiligungs GmbH – eine 100-prozentige Tochter der Software AG – den IDS-Scheer-Aktionären im laufenden Quartal unterbreiten wird. Nach Erteilung der behördlichen Genehmigung soll die Angebotsfrist im August beginnen und noch im dritten Quartal enden.

Die SAG beabsichtigt, die ausgegebenen Aktien zu je 15 Euro in bar zu erwerben – ein Plus von 39 Prozent zum Schlusskurs der IDS-Scheer-Aktie vom 13. Juli. Damit beläuft sich der Gesamtkaufpreis auf rund 477 Millionen Euro – zu dem noch 10 bis 12 Millionen Euro Akquisitionskosten kommen. Das Geld wird aus drei Quellen aufgebracht: 107 Millionen sind Barmittel der Software AG, 45 Millionen Euro kommen von Software-AG-Stiftung und 335 Millionen aus Bankkrediten.

Mit der Transaktion entstehe neben SAP in Deutschland der zweite Software-Player, der global wichtig sei, so Streibich. Das neue Unternehmen verfüge über 6000 Mitarbeiter und 1 Milliarde Euro Umsatz. (Zum Vergleich: SAP setzte 2008 11,7 Milliarden Euro um und hatte 51.500 Mitarbeiter).