Ist die Talsohle im IT-Mittelstand überwunden?

Die Zeichen mehren sich, dass das Schlimmste hinter uns liegt. Die durch die Finanzbranche ausgelöste Wirtschaftskrise habe ihren Scheitelpunkt erreicht, ab jetzt gehe es – von einem niedrigen Niveau aus – wieder aufwärts. Stimmt das oder handelt es sich lediglich um Stimmungsmache vor der Bundestagswahl Ende des Monats?

Auch der Software-Markt zeigt wieder einen Aufwärtstrend. Hier stieg die Ausgabenbereitschaft auf 107 Punkte, nachdem sie im Juni mit 96 Zählern noch im negativen Bereich lag. Gleichzeitig wuchsen die Investitionsplanungen leicht um vier auf 111 Punkte und liegen damit auf dem höchsten Wert seit über einem Jahr.

Die Nachfrage nach Kommunikationsprodukten zeigte im Juli wieder nach oben. Der Index der aktuellen Ausgaben wuchs um sieben auf 102 Punkte. Dabei konnten sich erstmals seit März wieder die Firmen mit steigenden Budgets durchsetzen. Mit weiteren Verbesserungen wird gerechnet, denn der Planungsindex der Ausgaben stieg ebenfalls um sieben auf 106 Zähler. Auch der Markt für IT- und TK-Dienstleistungen schaffte es im Juli ins Plus. Nach schwachen 93 Punkten im Vormonat stieg der Index der getätigten Ausgaben auf 101 Zähler. Auch die Ausgabenplanungen sind erkennbar optimistischer: Der Indikator stieg von 99 auf 105 Punkte, wodurch wieder die expansiven Planungen gegenüber den zurückhaltenden Ausgabenabsichten überwiegen. Dennoch liegen die Ausgaben noch deutlich unter dem Vorjahresniveau. Immerhin erreichten die Planungen aber wieder den Stand vom Juli 2008.

“Wir sehen deutlich, dass sich die wirtschaftliche Lage der mittelständischen deutschen Unternehmen verbessert”, so Matthias Schindler, General Manager Corporate & Midmarket Business Germany, Fujitsu Technology Solutions. Auch andere deutsche und internationale Experten sehen Licht am Ende des Tunnels – allerdings erst im kommenden beziehungsweise übernächsten Jahr. Das Ende der Krise in Deutschland komme demnach erst 2011. Das ist das Ergebnis der gerade veröffentlichten internationalen Delphistudie “Zukunft und Zukunftsfähigkeit der Informations- und Kommunikationstechnologien und Medien”.

551 Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wurden dafür zu den zentralen Entwicklungen ihrer Branchen für die kommenden zwanzig Jahre befragt. Die Studie wurde von TNS Infratest im Auftrag von Münchner Kreis, EICT, Deutsche Telekom, TNS Infratest sowie den Förderern und Unterstützern Siemens, Focus, Vodafone, VDE, SAP, Google, IBM durchgeführt und im Rahmen des IT-Gipfelprozesses vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) unterstützt.

In Gänze soll die Untersuchung erst im November vorgestellt werden. So viel ist aber heute schon bekannt: 48 Prozent der befragten Deutschland-Experten sind davon überzeugt, dass Deutschland die Krise besser bewältigen wird als das restliche Europa. Mit noch mehr Optimismus blicken auch hier die US-Experten in die Zukunft: 82 Prozent sind der Meinung, dass die Vereinigten Staaten im Vergleich zu Europa die Wirtschaftskrise besser überwinden werden. 41 Prozent gehen sogar davon aus, dass die gegenwärtige Wirtschaftskrise in den USA bereits 2010 überwunden sein wird.

Befragt nach den wirtschaftlichen Aussichten für die Branchen IT, Telekommunikation und Medien, schätzen die Experten die Lage differenzierter ein. 58 Prozent der deutschen Branchenkenner sind davon überzeugt, dass die deutsche IT-Branche gestärkt aus der gegenwärtigen Wirtschaftskrise hervorgehen wird. 37 Prozent der Befragten vertreten die Auffassung, die Bedeutung der Telekommunikationsbranche werde nach der Wirtschaftskrise zunehmen.