Parteien vertwittern sich gehörig

Barack Obama hat es vorgemacht. Über 2 Millionen Follower hat er inzwischen auf Twitter. Diese Menschen können auch sicher sein, dass hier tatsächlich Obama twittert. Blickt man jedoch zur Bundestagswahl auf die Tweets deutscher Politiker wird es grottenfinster.

Von der echten Frau Merkel fehlt auf Twitter leider jede Spur. Immerhin twittert die CDU. Der Twitter der SPD hat mit 4500 Interessenten jedoch einen leichten Vorsprung. Deutlich basisdemokratischer geht es bei den Grünen zu. Auf twitter.com/Die_Gruenen folgen rund 8000 Menschen. Die FDP schafft es immerhin auf FDP_Fraktion etwa 4300 Follower zu generieren. Der bekannteste Account der Linken ist linke_sachsen mit 530 Followern. Auf Bundesebene scheint es keine Aktivitäten zu geben. Wenn die Follower-Zahlen auch für den Wahlerfolg ausschlaggebend sein sollten, dann müsste eigentlich die Piratenpartei das Rennen machen. Knapp 17.500 Follower sind hier versammelt.

Zugegeben, Twitter ist in Deutschland noch ein vergleichsweise neues Phänomen. Dennoch kann man sich von Organisationen, die ein Land wie Deutschland regieren und ganze Stäbe von Kommunikationsprofis beschäftigen, irgendwie mehr erwarten.

Und so kommt auch die PR-Agentur PR-Com in einer Twitter-Analyse der deutschen Parteienlandschaft zu einem vernichtenden Urteil: “Die deutschen Parteien tun sich mit Twitter schwer. Eine strategische Nutzung der Plattform für den Wahlkampf ist nicht erkennbar, und wer präsent ist, erreicht nur äußerst bescheidene Follower-Zahlen. Auch sind die meisten Accounts Fälschungen. Der Nutzen für die Bürger ist damit nahe null.”

Die Politik präsentiere sich bei Twitter unübersichtlich, unstrukturiert und chaotisch: Mal ist es eine Bundespartei, mal ein Landesverband, eine Fraktion, Ortsverbände, mal Kandidaten, dann wieder lediglich Sympathisanten – der eine verwendet dieses Logo, der andere jenes. Es scheinen ganz offensichtlich keine Absprachen zu existieren, noch weniger ist eine strategische Ausrichtung zu erkennen.

Die vorhandenen Twitter-Accounts sind nur selten über die offiziellen Web-Seiten der Parteien und Kandidaten aufrufbar. Lediglich SPD und CSU haben Twitter und soziale Netze wie Facebook oder Xing an prominenter Stelle in ihren Internet-Auftritt integriert. Doch auch auf diesen bereits etablierten Plattformen fallen die Auftritte eher hinter die Erwartungen zurück.