Wochenrückblick: XXL SAP und andere Lockangebote

Oder: “Biber auf Nerz gequält.” Diese Woche wundert sich Kriemhilde Klippstädter anstelle des durch die Bundestagswahl irritierten Achim Killer über die Dumping-Angebote in der IT-Branche.

Was musste der professionelle Konsument von einschlägiger IT-Fachliteratur kürzlich lesen? “Mittelständler erhalten beim Kauf eines höherwertigen ERP-Systems kostenlos eine CRM-Lösung“, obendrauf gepackt – von der SAP. Von der XXL-SAP oder wie? Gibt es dann bei der Abnahme von Programmen ab 5000 Euro auch noch Warengutscheine, und wenn ja, wie sehen die dann aus? “Eine pflegeleichte Programmnachbildung mit Original-Look-and-feel” aus dem Outlet-Shop der SAP?

Das Beispiel macht Schule, denn ein paar Tage später zog die niederbayerische Adito nach und spendierte als Dreingabe ebenfalls kostenlos “meinCRM”, eine Einzelplatzversion. Mit diesen verlockenden Angeboten möchten die Softwarehäuser offensichtlich eines: die Kundenbeziehung – customer relationship – verbessern.

Wir erinnern uns, das wir zeitgleich eine Anzeige von Hewlett-Packard in unserer überregionalen Tageszeitung gesehen haben: “Beim Kauf eines HP-Printer xyz in dieser Woche erhalten Sie einen Hotelgutschein für zwei Übernachtungen….” Ich will aber gar nicht schlafen, ich will drucken!
Wenn allerdings Intel seine nur mehr Briefmarkengroßen Prozessoren auch zusammen mit solchen ausliefern würde, ja, das täte uns freuen, da würden wir uns eindecken. Dann könnten wir unsere Kunden mit original Echtpapierbriefen beglücken statt sie in unserem CRM-System als digitale Nullen und Einsen zu lagern.

Eine andere Art von Bundeling erfreut das Programmiererherz in uns: Die Softcom AG kombiniert SAP-Funktionalität mit Java-Features. Das Ergebnis ist eine SAP-Lösung, die wie SAP aussieht, obwohl im Hintergrund Java-Module laufen. Das erinnert an die Wintermäntel aus den Wirtschaftswunderfünfziger Jahren: Biber auf Nerz gequält.

Softcom bietet Composite Applications auf Basis von Netweaver an, entwickelt von, ja jetzt kommt’s, gemeinsamen Entwicklerteams aus ABAP- und J2EE-Programmierern. Ob da einer vom anderen lernt? Training on the job? Oder gar Job-Sharing at its best? Wir würden gerne einen Blick in die Entwicklerstuben werfen: Sitzen da graue Panther neben Studivzlern?

Übrigens versucht sich Novell zusammen mit Realtech ebenfalls an der Modernisierung von SAP: sie wollen SAP auf Linux zum Laufen bringen. Ob sich der Pinguin da nicht an zu viel offenem Quellcode verschluckt…