Computermissbrauch: Der verdrahtete Läufer

Alles, was man über das Laufen wissen muss, erfährt man in den ersten zwei Minuten des Films “The Loneliness of the Long Distance Runner” nach dem gleichnamigen Roman von Allan Sillitoe. Man sieht den in einer Besserungsanstalt eingesperrten Youngster Colin Smith beim Training, hört seinen schweren Atem und dazu seine Gedanken, so wie man das in Filmen halt gerne in Szene setzt.

Offenkundig betätigen sich einige der SZ-Autoren in ihrer Freizeit selbst als rasende Elektronikschrott-Deponien. Einer erwähnt den ersten Laufcomputer, den “Ironman”. Ein anderer bemängelt an einem der besprochenen Exemplare sachkundig: “Es gibt kein Zehn-Kilometer-Rennen gegen einen Freund aus New York – man läuft nur gegen sich selbst.”

Wie kommt jemand bloß darauf, gegen jemanden anderen laufen zu wollen, hat sich der Schreiber diese Woche beim Morgengrauen im Grünwalder Forst gefragt. Wer so was tut, der wird nie kapieren, dass es nur einen Gegner gibt, gegen den anzutreten, sich für einen richtigen Mann lohnt. Und das ist sein innerer Schweinehund. Alles andere ist etwas für FDP-wählende BMW-Fahrer mit ausgefeilter Karriereplanung.

Trotzdem: Recht besehen, sind diese Leistungsfetische am Armgelenk ja recht nützlich. Bilden sie doch einen weiteren Grund fürs Laufen.

Wer rennt, hält sich auch fit. Und wenn irgendjemand einmal Anstalten machen sollte, einem so einen Laufcomputer umzuschnallen… dann kann man ganz schnell davonrennen.