“Der Durchbruch von Business ByDesign kann 10 Jahre dauern”

Analyst Ed Thompson gehört nach eigenen Worten zu den Optimisten innerhalb von Gartner. Deshalb glaubt er an den Erfolg von Business ByDesign. Langfristig gesehen. Im Interview mit silicon.de berichtet er zudem, warum SAP und Oracle locker von Microsoft überholt werden, und die Wartungsgebühren auf 30 Prozent klettern könnten.

silicon.de: War vor diesem Hintergrund SAPs neues Servicekonzept “Enterprise Support” inklusive Preiserhöhung das falsche Signal zur falschen Zeit?

Thompson: Auf der ganzen Welt gab es Proteste. Interessanterweise macht aber Oracle schon länger etwas ganz ähnliches. Die Wartungsgebühr für Siebel-Verträge liegt bei 22 Prozent und das schon seit 2001 oder 2002. Im Vergleich mit anderen Anbietern hat SAP also die Kosten nicht überdurchschnittlich stark angehoben – sie haben sie lediglich dem Niveau vieler anderer Unternehmen angeglichen. Das Problem war lediglich das Timing.

Interessant in diesem Zusammenhang ist aber vor allem die Frage – was kann die großen Software-Anbieter dabei stoppen, die Wartungsgebühren immer weiter in die Höhe zu schrauben und wie weit werden sie dabei gehen? Anders gefragt: Können sie bis auf 30 Prozent klettern? Das ist eine interessante Frage, die wir innerhalb von Gartner seit rund einem Jahr diskutieren. Und die Antwort ist: Es gibt nicht viel, dass sie dabei stoppen kann.

Das einzige, was diesen Zustand nach unserer Meinung aufbrechen könnte, ist politisches Handeln. Wenn die Wettbewerbshüter in den USA und der EU davon ausgehen würden, dass der Wartungsmarkt unabhängig vom Softwaremarkt ist – dann wären sie vielleicht in der Lage ein entsprechendes Gesetz durchzusetzen. Es müsste regeln, dass diese zwei Märke, zwischen denen im Augenblick kein Wettbewerb stattfindet, aggressiver für Wartungsangebote von Drittanbietern geöffnet werden muss.

silicon.de: Gibt es Anzeichen dafür, dass die Wettbewerbshüter in diesen Markt eingreifen werden?

Thompson: Im Augenblick nicht, nein. Als Anwender hat man sehr wenig Möglichkeiten, sich zu wehren – vielleicht noch die größten 20 SAP-Kunden weltweit, aber alle anderen können nur sehr wenig tun.