“Die richtige Zeit für eine eigene Kristallkugel”

Alles begann mit dem Schlagwort ‘IT aus der Steckdose’. Heute jonglieren die Serviceprovider mit verschiedenen Definitionen von Cloud Computing, hinter denen oft nicht viel mehr steckt als ein aufgehübschtes Outsourcing-Angebot. Im Interview mit silicon.de erklärt Gartner-Analyst Frank J. H. Ridder, wo die Grenze zwischen standardisiertem Service und Cloud-Angebot liegt und wie Firmen ihren eigenen Weg in die Wolke finden können.

silicon.de: Wie verbreiten sind denn aktuell überhaupt “echte” Cloud-Sourcing-Projekten in Deutschland?

Frank J.H. Ridder: Derzeit geht es hier vor allem um Angebote wie den Aufbau einer Cloud durch Google oder Microsoft. Es gibt Unternehmen in Deutschland, die Pilotprojekte mit solchen Angeboten durchführen. Sie werden in der Regel genutzt, um Spitzen abzufedern oder ein kleines Entwicklungsprojekt abzugeben. Vor allem, um daraus zu lernen. Groß angelegte Projekte sind derzeit aber noch kaum umsetzbar – allein schon, weil das keine Rechtsabteilungen bewilligen wird.

Deswegen ist es eben nicht so, dass alle Leute mit Volldampf in Cloud Computing investieren. Man darf auch nicht vergessen, dass einige Industrien Regularien unterliegen. Banken beispielsweise können ihre Daten nicht in die Cloud schieben. Sie können ihre Daten zwar von links nach rechts schieben, müssen aber zu jeder Zeit wissen, wer ihre Daten gerade bearbeitet. In der Cloud weiß aber keiner, wo die Daten letztendlich sind. Und es gibt noch so einige Baustellen, gerade auch rechtlich, die gelöst werden müssen, bevor auch wir hier in Deutschland und Europa großen Nutzen daraus ziehen können.

Die Frage ist auch, muss man in Zukunft die Services von Google genauso managen wie man das bislang mit denen von beispielsweise T-Systems getan hat. Oder müssen andere Prozesse gelten, weil das Angebot ja viel virtueller als bei einem klassischen Serviceprovider ist. Auch hier sind noch einige Anpassungen nötig.