Mobilfunkmarkt im Umbruch

Der Mobilfunkmarkt beginnt sich neu zu strukturieren: Die derzeitige Entwicklung und die Zukunft waren das zentrale Thema der 10. Konferenz Mobile Communications – Technologien, Märkte, Anwendungen (MCTA), zu der die Augsburger Forschungsgruppe wi-mobile für Anfang Februar nach Berlin eingeladen hatte.

MNO ohne Netz und Endkunden – E-Plus als Modell der Zukunft?

Für die MNO nimmt der Wholesale-Bereich damit immer stärker an Bedeutung zu. Auf der anderen Seite wird der Kostendruck auch für diese Branche, der es bisher finanziell noch immer sehr gut geht, zu. Die großen Kostenblöcke für einen MNO sind dabei einerseits Ausbau und Betrieb des Netzes und andererseits Marketing und Vertrieb.

Als erster Mobilfunkanbieter in Deutschland hat E-Plus bereits im Jahr 2007 darauf reagiert und den Betrieb seines Mobilfunknetzes an den Netzwerkausrüster Alcatel-Lucent outgesourct. Vor einigen Wochen wurde zudem angekündigt, das Endkundengeschäft unter der Marke E-Plus einzustellen. Ist das das Modell der Zukunft? Viele Experten sagen den Mobilfunkanbietern voraus, sie würden in einigen Jahren als “Bitpipe” enden – also den Weg der Festnetz-Internetanbieter zum namenlosen und austauschbaren Anbieter von Zugangsdiensten gehen. “Volkswirtschaftlich betrachtet sind vier Mobilfunknetze in Deutschland so sinnvoll wie vier Schienen- oder Stromnetze”, so Dr. Key Pousttchi, Leiter der Forschungsgruppe wi-mobile an der Universität Augsburg. Den Weg in die Bitpipe sieht er dennoch nicht als alternativlos an: “Die MNO in Deutschland sind immer noch von recht hohen Margen verwöhnt und sehen den Druck nicht, sich wirklich weiterzuentwickeln. Wenn das so bleibt, werden sie enden wie die Dinosaurier.”

MNO als Enabler für den mobilen Kanal – die “Spinne im Netz”?

Der mobile Kanal, so Pousttchi, werde für viele Unternehmen in den nächsten Jahren extrem erfolgskritisch werden – im B2C-Geschäft als Hauptzugangskanal zu den wichtigsten Kundengruppen und im B2B-Geschäft zur Realisierung mobil-integrierter Geschäftsprozesse. “Wenn die MNO nicht zur Bitpipe werden wollen, müssen sie eine Kernkompetenz entwickeln, die ihnen bisher zu sehr fehlt: Sie müssen Enabler für den mobilen Kanal werden”, rät der Experte. “Sie müssen auf der einen Seite Banken, Handelsunternehmen und anderen helfen können, ihre Kundenbeziehung über den mobilen Kanal zu gestalten, und auf der anderen Seite Unternehmen mit mobilen Mitarbeitern und Geschäftsprozessen echte Mehrwerte über den Zugangsdienst hinaus ermöglichen. In beiden Fällen können sie ganz andere Budgets abschöpfen als heute.” Die Versuche der Mobilfunkanbieter in dieser Richtung sind bisher allerdings sehr zaghaft gewesen, etwa als Mobile Marketing Service Provider, der sich letztlich doch nur auf Bannerwerbung im mobilen Internet beschränkte. “Man wird sehen”, so Pousttchi, “ob die MNO die Herausforderung annehmen und diesen Kulturwandel rechtzeitig bewältigen. Langfristig ist das der einzige Weg aus der Bitpipe-Falle.” Ansonsten werde es in den nächsten Jahren auch eng um viele der Arbeitsplätze in den vier Unternehmen.