SAP: Neuer Vorstand, alte Strategie?

Nach dem Rücktritt von Léo Apotheker als SAP-CEO vermissen Branchenbeobachter klare Aussagen zur Strategie des Unternehmens. Forrester-Analyst Holger Kisker hat derweil zehn Thesen dafür formuliert, wie es bei SAP weitergehen könnte. Die Experton Group rät SAP-Anwendern dazu, genau auf die Signale aus Walldorf zu achten.

Laut Dr. Carsten Bange, Chef des Würzburger Business Application Research Center (BARC) sind für die SAP-Technologiestrategie zwei Ankündigungen wichtig: CTO Vishal Sikka wird in den Vorstand berufen und SAP-Mitgründer Hasso Plattner spielt weiterhin eine starke Rolle.

Damit rücken laut Dr. Bange für die technologische Weiterentwicklung von SAP generell drei Themen in den Mittelpunkt: Cloud Computing, In-Memory-Datenbanken und mobiler Zugriff. SAP Business ByDesign als nächste Generation der ERP-Lösung sei Cloud-basiert. Für In-Memory-Datenbanken mache sich Plattner stark, auch um weitere Unabhängigkeit von Oracle zu gewinnen. Die Technologie hinter Business ByDesign und dem ‘Business Warehouse Accelerator’ sei schon auf In-Memory-Datenbanken umgestellt.

Nach dem Erfolg des Apple iPhone sehe SAP Mobile Computing als Zukunftsmarkt an. Mobile Anwendungen seien ein wesentlicher Entwicklungsschwerpunkt aller Business-Intelligence-Anbieter, auch wenn SAP BusinessObjects hier momentan nicht so viel zu zeigen habe. Dr. Bange: “Damit besetzt SAP wesentliche Zukunftsthemen der IT, muss aber in vielen Bereichen nun beweisen, dass sie diese Konzepte und Entwicklungen auch umsetzen kann.”

Die Experton Group empfiehlt SAP, nicht nur ein solides Basisportfolio zu liefern, sondern auch Innovationen erfolgreich zu vermarkten. Der Hersteller solle “alte Tugenden” wie die Kundenorientierung und das Prozess-Know-how mit Komponenten wie Communities, Web 2.0 und Cloud Computing kombinieren.

“Die Kunden müssen jetzt sehr sensibel auf die Signale von SAP achten – und daraus die eigenen Konsequenzen bezüglich der strategischen Bindung an SAP ziehen”, sagt Andreas Zilch, Lead Advisor der Experton Group. “SAP muss wieder lernen, auf das Umfeld zu hören und das Verhalten danach auszurichten.” Das sei in einer Zeit, in der sich die Software-Industrie komplett wandle, “nicht nur erfolgskritisch, sondern vielmehr langfristig überlebensnotwendig.”

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