Kartellbeschwerde: IBM blockiert quelloffene Mainframe-Alternativen

TurboHercules hat sich auf eine Open-Source-Technologie für den Mainframe spezialisiert. “IBM hindert Anwender daran, Hercules zu nutzen, indem es das Betriebssystem an die IBM-Hardware koppelt. Diese Praxis hält TurboHercules ab, das Produkt Mainframe-Anwendern zur Verfügung zu stellen, die sich eine Open-Source-Lösung wünschen.

Hercules ist ein Mainframe-Emulator, der von TurboHercules und einer weltweiten Open-Source-Community seit etwa 10 Jahren entwickelt wird. Über diesen Emulator können Unternehmen ihre für den Mainframe geschriebenen Anwendungen auch auf günstiger Standard-Hardware auf verschiedenen Betriebssystemen laufen lassen.

Von dieser innovativen Open-Source-Technologie könnten viele Mainframe-Anwender profitieren, erklärt Roger Bowler, der erste Entwickler des Hercules-Projektes und der Chef von TurboHercules. Jedoch würde IBM die Verbreitung durch die Kopplung von IBM-Hardware mit dem z OS verhindern und somit das Mainframe-Monopol auch auf Open-Source-Lösungen ausweiten.

TurboHercules sei nicht Anti-IBM, versichert Bowler. “Wir haben bei IBM schriftlich angefragt, ob man Kunden unter vernünftigen und fairen Bedingungen erlauben könne, das Mainframe-Betriebssystem zusammen mit Hercules zu lizenzieren”, berichtet Bowler.

IBM habe nicht nur diesen Vorschlag abgelehnt, sondern beschuldige seit dem TurboHercules, dass der Open-Source-Emulator geistiges Eigentum von IBM verletze. IBM habe bislang diesen Vorwurf noch nicht konkretisiert. Daher habe das kleine Pariser Unternehmen TurboHercules jetzt zu dem einzigen verbleibenden Mittel gegriffen und eine Beschwerde an die Europäische Komission weitergeleitet.

Dies ist nicht die erste Beschwerde gegen IBM im Mainframe-Business. Im vergangenen Oktober hat das US-Justizministerium eine Untersuchung der IBM-Geschäftspraxis initiiert. Die Beschwerde stammte damals von dem Industrieverband Computer & Communication Industry Association (CCIA). IBM wird dabei unter anderem vorgeworfen, Anwendern, die konkurrierende Technologien verwenden, Mainframe-Lizenzen zu entziehen.

“Mit dieser neuen Beschwerde in Europa, und das auch noch von einem Open-Source-Unternehmen, wird IBMs systematisches Verhaltensmuster deutlich, das sich gegen jeden richtet, der das unfaire Monopol bedroht”, kommentiert Erika Mann, Executive Vice President und Kopf der europäischen Niederlassung der CCIA.

IBM erklärte dazu: “TurboHercules ist ein “Emulations”-Unternehmen, das versucht, von IBMs massiven Investitionen zu profitieren, indem es Systeme vermarktet, die die Funktionalität von IBMs Mainframes kopiert.” IBM werde daher die Investitionen in geistiges Eigentum verteidigen.