Open Graph: Die Spinne im Netz

Die Ankündigung von Facebooks neuem Webspielzeug ‘Open Graph’ hat vergangene Woche auf der “F8-Konferenz” in San Francisco für Aufregung und nachhaltige Diskussionen gesorgt. Es scheint, dass sich Facebook immer mehr in die Privatsphäre der Nutzer drängen will. Doch was steckt genau hinter Open Graph und welche Auswirkungen hat das Projekt auf Privatanwender und Unternehmen.

Mit Open Graph will Facebook weit auseinander liegende Bereiche des Webs verbinden, welche gegenwärtig von anderen Social-Media-Sites abgedeckt werden. Ziel ist es jede Webseite über verschiedene Verbindungen mit der Facebook-Plattform zu verknüpfen. So soll das gesamte Internet zu einem Teil von Facebook werden.

Die drei Bestandteile von Open Graph setzen sich wie folgt zusammen: Der erste sind sogenannte “Social Plugins” (soziale Erweiterungen) für die Partner-Webseiten von Facebook, zu denen etwa CNN gehört. Benutzt eine Partner-Webseite solche Plug-ins, können Facebook-Anwender sehen, was ihre Freunde auf dieser Seite lesen und welche Kommentare sie schreiben. Eines dieser Plug-ins ist der “Like”-Button, mit dem man interessante Inhalte an seine Freunde weiterleiten kann. Das “Activity-Streams”-Plugin zeigt die Aktivitäten eines Facebook-Freundes auf der jeweiligen Webseite an.

Die zweite Ankündigung ist das Open-Graph-Protokoll selbst – eine “Spezifikation für eine Menge von Metatags, mit denen Sie Ihre Seiten kategorisieren können. So wissen wir, was für eine Art von Objekt der wirklichen Welt ihre Seite repräsentiert”, erläuterte Bret Taylor, Director of Platform Product während der Konferenz.

Nach Angaben des sozialen Netzwerks startet das Open-Graph-Protokoll mit 30 Partnern. Eine Partner-Webseite, die zu Amazon gehörende Internet Movie Database, verwende bereits das Open-Graph-Protokoll, um die Seiten für die einzelnen Filme zu kategorisieren. Klicke man hier auf den “Like”-Button, werde der Film automatisch in die Rubrik “Lieblingsfilme” im Profil des Anwenders eingetragen.

Die dritte Ankündigung betrifft die Graph-API. Zu den neuen Funktionen gehört eine verbesserte Suchfunktion, mit der Entwickler alle öffentlichen Informationen auf Facebook durchsuchen können. Durch eine neue Partnerschaft mit Yahoo und Twitter lässt sich nun auch gemeinsam das OAuth-2.0-Protokoll nutzen. Damit kann man nach dem Login auf einer Webseite auf geschützte Dienste einer anderen Seite zugreifen, ohne die eigenen Login-Daten preiszugeben. Die Einführung des OAuth-Protokolls macht den Facebook-Connect-Dienst überflüssig, der laut Zuckerberg eingestellt werden soll.

Facebook hat mit seiner Ankündigung große Teile des Internets in eine Art Schockzustand versetzt. Die Pläne, das soziale Netzwerk auf jede Webseite im World Wide Web zu bringen, erinnert stark an die Vorherrschaft des Internetsuchgiganten Google. Facebook-CEO Mark Zuckerberg nannte Open Graph euphorisch “den stärksten Anstoß zur Veränderung, den wir dem Web je gegeben haben.”

Mark Zuckerberg
Mit ‘Open Graph’ will der Facebook-Chef Mark Zuckerberg das gesamte Netz erobern.
Foto: CBS Interactive