Wetterfühligkeit wirkt auf die IT-Konjunktur

Dauerregen in Bayern, dem Kernland der deutschen IT-Industrie, hatte in diesem Monat, wie “Rain Man” Ludger Schmitz analysiert, eine Minderung der regionalen Innovationskraft zur Folge.

Bei dem Thema fallen mir die Eskimos ein. Die sollen ja Hundert oder wenigstens ein paar Dutzend Ausdrücke für Schnee haben, lese und höre ich in den Medien immer wieder. Leidensgenossen sind das sozusagen, nur noch schwerer getroffen, weil bei ihnen der Regen noch einige Grade kälter und weiß ausfällt. Ich möchte es genauer wissen. Zeit ist ja eh genug, wenn einem Regen die IT-Themen verwässert. Verregnet gibt’s nicht bei Eskimos.

Natürlich aber gibt es auf Wikipedia den Eintrag Eskimo-Wörter für Schnee. Dort findet sich eine tolle Erklärung von Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Kathrin Passig: „Die Eskimosprachen sind polysynthetisch, was bedeutet, dass selbst selten gebrauchte Wendungen wie ‘Schnee, der auf ein rotes T-Shirt fällt’ in einem einzigen Wort zusammengefasst werden.“

Aha, so gesehen haben wir Deutschen richtig etwas zu bieten, sind wir dann doch noch ein echtes Naturvölkchen. Kein Wunder, dass mir der Regen so nahe geht. Nur bitte in der nächsten Stunde nicht! Ich muss nämlich noch leere Flaschen zur Recycling-Tonne bringen, deren roter Inhalt zur Herbeibeschwörung der ersehnten Abendröte und zum Abregen nötig war.

Es scheint zu wirken; im Radio kündigen sie besseres Wetter an, sogar Sonne! Wenn das jetzt nicht Zweckoptimismus auf Anordnung der bayerischen Staatsregierung war, geht es aufwärts. Wir Bayern werden wieder Oberwasser bekommen. Die Biergärten werden sich füllen mit entspannten Leuten, deren Köpfe am nächsten Tag in den Entwicklerbüros des Isar-Valleys vor kreativen Ideen nur so sprühen werden. Ein inspiriertes Summen, kein Vuvuzela-Dröhnen, fliegt aus den Kastaniendächern über das Land.

Von der Krise wird in der IT bald keine Rede mehr sein. Es hagelt nur noch innovative Produkte, um die sich die Anwender reißen. Die Journalisten haben zu schreiben, die IT-Verlage verdienen wieder prächtig. PR-Agenturen suchen händeringend Leute. Alles wird gut. Darauf können wir ja mal einen trinken. Aber wehe, ich erwische einen mit Wasser!

Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in München.