Urheberrecht: “Überregulierung erstickt Kreativität”

Ein Großteil der im Netz erhältlichen Downloads verstößt gegen das geltende Urheberrecht. Ist das nur eine Bedrohung oder auch eine Chance für Veränderung? Behindert oder fördert das klassische Urheberrecht die Kreativschaffenden und somit Innovationen im Netz? Diese Fragen untersucht Thomas F. Dapp, Analyst bei DB Research, in seinem Artikel Der Pirat in uns – In den Tiefen des Urheberrechts.

Dapp fordert als Ausweg einen Ausgleich zwischen den Interessen aller Akteure. “Eine Urheberrechtsreform kann gelingen, wenn neben den Rechteverwertern, den Künstlern selbst auch die Interessen der Internet-Nutzer mit angehört werden.” Derzeit drohten die Interessen der Akteure im Urheberrechtsstreit jedoch auseinander zu driften.

“Während die Rechteverwerter mit ihren kostenintensiven Lobbyanstrengungen für eine stärkere Durchsetzbarkeit des herrschenden Urheberrechts plädieren, um an ihren teils überholten Geschäftsmodellen festzuhalten, treten die Interessen der Kreativschaffenden sowie die der Internet-Nutzer in den Hintergrund.” Dabei spreche die steigende Gleichgültigkeit vieler Internet-Nutzer gegenüber Urheberrechtsverletzungen eine deutliche Sprache.

Eine Alternative zum klassischen Urheberrecht seien auch freie Lizenzmodelle nach dem Modell “some rights reserved” wie die Initiative Creative Commons des Rechtsprofessors Lawrence Lessig. Lessig sei nicht grundsätzlich gegen das Urheberrecht und schätze die kommerzielle Verwertung von Werken als schützenswert ein. Allerdings setze er sich vehement gegen zu restriktive Urheberrechtsbestimmungen auf immaterielle Güter ein – nach dem Motto: “Überregulierung erstickt Kreativität”.

Dapps Fazit: “Selbst wenn einige klassische Geschäftsmodelle aus der analogen Welt dem Untergang geweiht sind, sorgt die digitale Welt für eine Fülle an neuen Geschäftsmodellen und -ideen, insbesondere auch im Dienstleistungsbereich. Hierfür ist allerdings auch Kreativität gefragt.”