Wie Unternehmen das Web 2.0 nutzen

Die wachsende Popularität des Web 2.0 – nicht nur bei den Jugendlichen – stellt die Unternehmen vor die Frage, ob sie Web 2.0-Instrumente auch aktiv einsetzen wollen. Laut Dr. Antje Stobbe, Analystin bei DB Research, können Unternehmen das Web 2.0 nicht mehr ignorieren: die Habitualisierung des Web 2.0 in der jungen Generation weise auf seine künftig zunehmende Bedeutung hin.

Die Defizite traditioneller 1.0-Kommunikation beträfen die Kommunikationskanäle und -plattformen nicht gleichermaßen, so Stobbe. “Es sollte daher nicht der Eindruck erweckt werden, es gäbe ‘das’ Web 2.0-Instrument, das als Allheilmittel zur Behandlung aller angesprochenen Problemstellungen eingesetzt werden könnte.”

Enterprise 2.0-Anwendungen mit Vorteilen

Dennoch könne man aus den Eigenschaften von Web 2.0-Applikationen Vorteile für Kommunikation und Wissensmanagement ableiten. Die produzierten Inhalte seien offen zugänglich und permanent sichtbar. Die Instrumente erlaubten eine Kommentierung, so dass Wissen von Menschen integriert werde, die sonst an einer Diskussion nicht beteiligt gewesen wären. Gleichzeitig werde die Interaktion zwischen den bekannten Partnern und deren Output dokumentiert. Damit könne der Kommunikations- und Erstellungsprozess auch von zunächst unbeteiligten Lesern nachvollzogen werden. Informationen würden auf diese Weise verdichtet und unternehmensweit beziehungsweise für die beteiligte Gruppe verfügbar
gemacht. Dies sei gerade in großen Unternehmen ein Vorteil, da es für die Mitarbeiter mit zunehmender Unternehmensgröße schwieriger werde, an benötigte und im Unternehmen vorhandene Information außerhalb ihres unmittelbaren Umfelds zu gelangen.

Web 2.0 im Unternehmen

Unternehmen müssten ihre Ziele klären und strategische Fragestellungen beantworten, um Web 2.0-Instrumente sinnvoll einsetzen zu können, so Stobbe. Zunächst sei eine grundsätzliche Frage zu stellen: Passen Web 2.0-Anwendungen, wie ein Corporate Blog oder ein Wiki, zur Unternehmenskultur? Web 2.0-Instrumente reduzierten grundsätzlich die Fähigkeit des Managements, Kontrolle auszuüben. Sei die grundsätzliche Entscheidung für Web 2.0-Instrumente gefallen, seien weitere Schritte notwendig:

  • Die mit der Einrichtung von Web 2.0-Instrumenten zu erreichenden Ziele sind genau zu definieren und mit den Zielen des Unternehmens abzustimmen.
  • Sollen Web 2.0-Instrumente innerhalb des Unternehmens oder extern zur Kommunikation mit Kunden, Zulieferern oder Experten eingesetzt werden?
  • Mit der Zielbestimmung ist die Entscheidung über das Web 2.0-Instrument unmittelbar verbunden.

Zudem gelte es zu berücksichtigen, dass die Funktionsweise des Web 2.0 im Internet nicht unmittelbar auf den Unternehmenskontext übertragen werden könne. Die Bedingungen im Unternehmen seien anders als im Internet. Unternehmen seien hierarchische Gebilde, die ihre Kommunikation nach innen und nach außen steuern. Sie hätten zu berücksichtigen, dass vertrauliche Daten die Öffentlichkeit nicht unkontrolliert erreichen.

Darüber hinaus könne die Funktionsweise von Web 2.0-Plattformen im Unternehmen dadurch eingeschränkt werden, dass die Zahl der Mitarbeiter oder der relevanten Kunden grundsätzlich beschränkt sei. Dies könne die Zahl der relevanten Beiträge in einem Blog oder die Qualität eines Wikis reduzieren. Zudem seien die zeitliche Einbindung der Mitarbeiter in ihrem Arbeitsumfeld sowie die Anreize zu berücksichtigen, sich an Web 2.0-Medien aktiv zu beteiligen. Seien die Restriktionen zu groß, könne der Erfolg von Web 2.0-Instrumenten ausbleiben.