Getrübte Zukunftsaussichten für Microsoft

Das Agieren von Microsoft verwirrt seine Marktbeobachter: Erst die Flops mit Windows Vista, dem Player Zune und dem Smartphone Kin, jetzt der Riesenerfolg mit Windows 7 – 175 Millionen verkaufte Lizenzen sprechen für sich. Doch die Analysten von Gartner sagen Ungemach voraus: Die IT-Ausgaben brechen ein. Das verheißt nichts Gutes für Office 2010 und das Servergeschäft.

Als nächstes stehen die Produkte Windows Phone 7, IE9 und Kinect auf der Agenda der Redmonder. Während Kinect eine Konkurrenz zu Wii darstellt, müssen Windows Phone und IE9 gegen starke Konkurrenz antreten, nämlich jeweils gegen Apples iPhone und den Firefox-Browser. Peter Bright machte den Vorschlag, Microsoft solle wie Apple sein eigenes Smartphone produzieren. Diese Idee findet Dave Methvin von der Informationweek schlicht bekloppt: “Microsoft hat überhaupt nicht die Marktmacht, um im Mobilfunkmarkt ebenso dominant aufzutreten wie im Bereich der Desktop-PCs.”

Tatsächlich müsse selbst ein Riese wie Microsoft bei den Netzbetreibern AT&T, Sprint, T-Mobile und Verizon einen Kotau machen, und dann noch Hardwareherstellern wie HTC, Motorola oder Samsung seine Software andienen. Der einzige Hersteller, der diese Mauer durchbrechen konnte, sei Apple gewesen. Das Gegenbeispiel sei das Smartphone Nexus One von Google. Der Suchmaschinengigant war nicht in der Lage, nennenswerte Stückzahlen abzusetzen. Der Grund: Die amerikanischen Verbraucher wollen ihre Telefone, im Unterschied zu PCs, nicht online kaufen. Und im Laden an der Ecke gelten andere Gesetze als online.

“Dass Microsoft als Netzbetreiber ausgerechnet AT&T ausgewählt hat, könnte sich als erster Fehltritt erweisen”, menetekelt Methvin. Während Verizon schon das Smartphone Kin durch überhöhte Preise in die Sackgasse geführt hat, könnte AT&T ähnliches treiben – und sich dennoch bequem auf seinen Lorbeeren mit dem iPhone ausruhen.

Und wie sieht’s an der Internet-Front aus? Der IE9 ist bislang in einer vierten und letzten Technikvorschau zu bewundern, ein Lieferdatum steht noch nicht fest. Doch das, was der IE9 in seiner Nutzung von HTML5 durch Hardwarebeschleunigung zu leisten imstande ist, nötigt dem Tester Respekt ab. Die entsprechende Microsoft-Seite liefert eindrucksvolle Anschauungsbeispiele. Firefox 4.0 jedenfalls sollte sich einen dicken Pelz zulegen.