Infineon wird reich und gesund

Nach der Ausgliederung der Speicherchip-Fertigung und dem Verkauf des Segments Wireline Communications fokussiert sich Infineon weiter: Der Hersteller verkauft seine Sparte Wireless Solutions an Intel und füllt seine Kasse mit 1,4 Milliarden Dollar.

Die Aufsichtsräte der Unternehmen haben der Übernahme bereits zugestimmt. Der Segen der Arbeitsnehmervertreter und der Kartellwächter steht noch aus. Die Übernahme soll im ersten Quartal 2011 abgeschlossen werden. Intel plant, die Wireless-Solutions-Sparte als eigenständige Tochter weiterzuführen. Sie soll weiterhin sowohl die ARM-Architektur als auch Intels eigene Plattform bedienen.

Infineon Wireless Solutions beschäftigt weltweit 3400 Mitarbeiter. Davon arbeiten 1600 in Deutschland, die meisten in der Münchner Chipentwicklung. Die Mitarbeiter würden übernommen und an Ort und Stelle weiterarbeiten, sagte Arvind Sodhani, Intel Executive Vice President, während einer Pressekonferenz in München. Es handele sich um einen normalen Betriebsübergang, so Infineon-Vorstandsvorsitzender Peter Bauer.

Im Rahmen der Pressekonferenz wurde deutlich, dass Professor Dr. Hermann Eul, bisher als Mitglied des Infineon-Vorstands für Sales, Marketing, Technologie, Forschung und Entwicklung verantwortlich, nach Abschluss der Transaktion zu Intel wechseln und dort die neue Geschäftseinheit leiten wird.


Pressekonferenz in München
Bild: silicon.de

Infineon Wireless Solutions erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsjahr 2008/09 rund 920 Millionen Euro Umsatz, das war knapp ein Drittel des Infineon-Gesamtumsatzes. Die Sparte habe sich gut entwickelt und in den vergangenen Jahren viele Kunden gewonnen, so Bauer. Beim Verkauf handele es sich “um eine strategische Entscheidung.” Die langfristige Weiterentwicklung des Wireless-Geschäftes erfordere Mittel, die Infineon nicht aufbringen könne, ohne sie anderen Unternehmensbereichen zu entziehen.

Infineon konzentriere sich auf seine “historischen Kernmärkte” und die “Wachstumsfelder mit dem höchsten Potenzial”. Mit den Mitteln aus dem Verkauf erweitere Infineon seinen Handlungsspielraum, den man unter anderem auch für Zukäufe nutzen könnte. Das Portfolio sei jetzt gut aufgestellt, de Produkte seien integriert, weitere Verkäufe von Unternehmensbereichen seien nicht notwendig.

Infineon hatte im vergangenen Jahr weltweit 10,7 Prozent aller Mobilfunkchips verkauft. Das bedeute Platz vier in diesem Markt, heißt es in einem kürzlich erschienenen Bericht der Linley Group. Infineons Halbleiter kommen unter anderem in Apples iPad und iPhone 4 zum Einsatz. Auch Nokia und Samsung verwenden Infineon-Chips.

Künftig hat Infineon nur noch drei Geschäftsfelder: Halbleiter für Industrie-Multimarkets (Umsatz 2008/09: 1,2 Milliarden Euro), Chips für die Autoindustrie (Umsatz 2008/09: 1,2 Milliarden Euro) sowie Sicherheitshalbleiter für Ausweise und Bankkarten (Umsatz 2008/09: 400 Millionen Euro).