Globalfoundries auf dem Weg von Dresden nach Abu Dhabi?

Mit der Kapazitätserweiterung in Dresden sorgte der AMD-Spinnoff Globalfoundries vor allem in Deutschland gestern für enthusiastische Schlagzeilen. Doch der Miteigentümer ATIC plant weitere Investitionen im arabischen Raum.

Kaum eine Industrie braucht so große Investitionen, in kaum einer Industrie liegen Traumgewinne so nahe neben Milliardenverlusten wie in der Chip-Industrie. Der Halbleiterstandort Deutschland hat bereits mit der Qimonda-Pleite einen schweren Schlag erlitten.

Dass der Auftragshersteller Globalfoundries auch am Standort Dresden investieren will und hier einen neuen Reinraum für die 300mm-Fertigung plant, ist daher eine schöne Nachricht. Ab dem 2. Halbjahr 2010 soll hier die Kapazität voll hochgefahren werden.

Doch das reicht dem derzeit drittgrößten Hersteller offenbar nicht. Globalfoundries wird zu gleichen Teilen von AMD und Advanced Technology Investment, bekannt als ATIC, gehalten. Damit gehört das Unternehmen zur Hälfte der Regierung von Abu Dhabi.

Nachdem die Chip-Industrie zunächst in den USA und Japan, dann in Südkorea und schließlich in Singapur und Taiwan ihre Zentren hatte, werden nun weitere Standorte attraktiv. Sachsen scheint neben China eines dieser neuen Zentren zu sein.

Doch nun wollen auch die Emirate von den Segnungen, die die Chip-Produktion für ein Land mit sich bringt, profitieren. Bis 2030 soll in den Vereinigten Arabischen Emiraten ebenfalls ein Produktionsstandort entstehen.

Zwischen 6 und 7 Milliarden Dollar wolle ATIC in eine neue Fabrik in Abu Dhabi investieren, wie der ATIC-CEO Ibrahim Ajami in einem Interview mit dem Wall Street Journal erklärte. Zwischen 2014 und 2015 soll hier eine der weltweit modernsten Produktionsanlagen für 12-Zoll-Wafers entstehen. Für die Vereinigten Arabischen Emirate wäre das der Einstieg in die Halbleiterindustrie. Aber was bedeutet dieses Investment für den Standort Deutschland?

“Wir haben uns lange mit dieser Industrie beschäftigt. Es war eine schwerwiegende Entscheidung, nachdem Taiwan und Korea bereits Führungsrollen übernommen haben und China so aggressiv auftritt”, erklärt Ajami. “Aber wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir dank unserer Lage und unserer Fähigkeit in kapital- und energieintensiven Bereichen mitzuspielen, dass diese Industrie für uns jede Menge Sinn macht.” Und mit Globalfoundries könnte Abu Dhabi zu einem weiteren Halbleiter-Zentrum neben Taiwan und Korea werden.

Von der Auftragsfertigung aber will man sich nicht verabschieden. Doch wie das Investment in das Design-Unternehmen Smooth-Stone zeigt, will Globalfoundries offenbar das eigene Geschäftsfeld diversifizieren. Damit wolle man die Position bei Halbleitern stärken. Mittelfristig sieht es ja laut Gartner für die Branche recht gut aus. Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass das Unternehmen noch weitere Bereiche besetzen könnte, so Ajami weiter. Der Standort Dresden hat aber in jeden Fall einen Konkurrenten mehr.

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