Deutschlands erste Windows-7-Migration

Obwohl Banken Risiken eher meiden, hat die Münchener Hypothekenbank als eines der ersten Unternehmen überhaupt komplett auf Windows 7 umgestellt. silicon.de hat sich mit dem Leiter des Projektes über Stolpersteine, Risiken und über den Nutzen des neuen Betriebssystems unterhalten.

Wir treffen Herbert Bayerl von der Münchener Hypothekenbank in seinem Büro am Karl-Scharnagl-Ring in München. Auf seiner Visitenkarte steht Projektleiter in der Abteilung IVO. IV steht für Informationsverarbeitung und O steht für Organisation, was vor allem die Verantwortung für das interne Prozessconsulting zusammenfasst.

Der Windows-Desktop von Herrn Bayerl zeigt eine selbst gemachte Aufnahme eines großes Kreuzfahrtschiffes in einem Hafen. Doch bevor ich dazu komme, vom letzten Urlaub zu Deutschlands erster Komplettmigration auf Windows 7 überzuleiten, muss der vielbeschäftigte Projektleiter zunächst sein Handy, dann das Festnetztelefon abwürgen. Währenddessen habe ich Gelegenheit, mich von den Wasserspielen im Garten der Münchener Hypothekenbank beruhigen zu lassen. Das Warten hat sich schließlich doch gelohnt, Herr Bayerl antwortet ausführlich und nimmt kein Blatt vor den Mund.

Die Münchener Hypothekenbank ist die weltweit einzige genossenschaftliche Hypothekenbank. Mit rund 600 Mitarbeitern hält die Bank derzeit Hypotheken im Wert von rund 17 Milliarden Euro. Foto: Martin Schindler
Die Münchener Hypothekenbank ist die weltweit einzige genossenschaftliche Hypothekenbank. Mit rund 600 Mitarbeitern hält die Bank derzeit Hypotheken im Wert von rund 17 Milliarden Euro. Foto: Martin Schindler

silicon.de: Haben Sie bei Ihrer Migration, die ja eine der frühesten Komplett-Migrationen auf Windows 7 ist, eine spezielle Lösung für den Rollout verwendet?

Bayerl: Wir haben von Matrix 42 das System Management Empirum V 12 verwendet. Langsam starten die Unternehmen mit den Windows-7-Rollouts und das weckt natürlich Hoffnungen. Wir haben Matrix 42 in einem sehr, sehr frühen Stadium verwendet. Und die Matrix 42 hat uns versprochen, dass wir ein Windows-7-fähiges Produkt haben können, zu dem Zeitpunkt, an dem wir es brauchen.

silicon.de: Hatten Sie zuvor ein anderes Systems Management? Waren Sie etwa unzufrieden?

Bayerl: Wir sind von Frontrange NetInstall gewechselt. Dabei war für uns aber nicht nur der günstigere Preis von Matrix 42 ausschlaggebend. Wir hatten auch das Gefühl, dass wir bei dem kleineren deutschen Anbieter bei Problemen eher Hilfe bekommen würden als von dem US-Unternehmen. Im Juni/Juli hatten wir Empirum so weit, dass wir PCs mit Windows-7-Software betanken konnten. Anfang September konnten wir dann das gesamte Betriebssystem zuweisen. Ab diesem Zeitpunkt konnten wir starten.

silicon.de: Gab es einen speziellen Grund für den ungewöhnlich frühen Umstieg auf Windows 7?

Bayerl: Unsere PCs waren im Herbst vergangenen Jahres rund 5 Jahre alt. Wir standen vor der Frage, sollten wir auf Windows Vista migrieren?

silicon.de: Das hat ja eigentlich die ganze Welt und hat es nicht getan…

Bayerl:… und wir haben uns dann ebenfalls dagegen entschieden. Wir standen vor der Entscheidung, wollen wir die letzten sein, die von XP auf Vista wechseln oder sind wir die ersten, die auf Windows 7 migrieren. Und obwohl es für eine Bank ein Risiko ist, haben wir uns dazu entschlossen, Windows 7 auszurollen. Wenn sich Windows 7 verzögert hätte, oder so fehlerhaft gewesen wäre, dass wir einen Rollout nicht hätten vertreten können, dann hätten wir das Projekt noch um ein halbes Jahr verschoben. So war das Risiko kalkulierbar.

silicon.de: Dazu kam es aber nicht?

Bayerl: Tatsächlich sind wir Anfang November mit dem Rollout gestartet. Am 22. Oktober kam Windows 7 heraus. Und der erste Rollout-Tag war der 2. November. Wir haben uns mit Siemens zusammengetan, damit wir auch in das Beta-Programm hineinkommen.

silicon.de: Wäre da Microsoft nicht der bessere Ansprechpartner gewesen?

Bayerl: Wir hatten auch Gespräche mit Microsoft geführt, ob wir nicht in ein Beta-Programm aufgenommen werden können. Für das Beta-Programm waren wir offenbar zu spät dran. Und damit hätten wir auch von Microsoft keine aktive Unterstützung bekommen, wenn irgendetwas nicht geklappt hätte. Der für uns zuständige Microsoft-Vertriebsmitarbeiter hat unsere Pläne zur Kenntnis genommen, aber besondere Unterstützung konnte man uns nicht angedeihen lassen. Daher waren wir froh, noch Siemens im Boot gehabt zu haben. Über Siemens hätten wir dann Störungen nach Redmond melden können.