“Deutsche Vollkasko-Mentalität lähmt den Gründergeist”

Deutschlands Unternehmen investieren nach einer aktuellen Studie nach wie vor kräftig in Forschung und Entwicklung. Weil aber gleichzeitig zu wenig innovative Start-ups gegründet werden, droht Deutschland den internationalen Anschluss zu verlieren.

“Damit die deutsche Gründerszene stärker an Fahrt aufnimmt, bedarf es weiterer Start-ups mit technologischen Produktinnovationen, die Impulswirkung für die Gesamtwirtschaft haben. Der Innovationsstandort Deutschland droht sonst international den Anschluss zu verlieren”, sagt Georg Licht. Er leitet den Forschungsbereichs “Industrieökonomik und Internationale Unternehmensführung” beim Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).

Dabei sind die Zahlen auf den ersten Blick gar nicht so schlecht. Laut ZWE ist die Zahl der High-Tech-Gründungen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 3,1 Prozent gestiegen – gerade der Softwarebereich verzeichnet mit einem Plus von 15 Prozent einen regelrechten Gründerboom. Insgesamt gesehen liegt die Gründungstätigkeit im High-Tech-Bereich mit 14.000 Neugründungen jedoch weiterhin auf einem der niedrigsten Niveaus seit Mitte der 90er Jahre.

Hinzu kommt: Der Anstieg bei den Gründungen hat auch damit zu tun, dass sich im vergangenen Jahr zahlreiche Arbeitnehmer als Ein-Personen-Unternehmen selbständig gemacht haben. “Der Beitrag dieser High-Tech-Gründer zum Innovationsgeschehen in Deutschland ist gering. Erst die weitere Entwicklung wird zeigen, ob aus diesen Kleinstunternehmen tragfähige Geschäftsmodelle resultieren”, so Licht.

Einer der größten Stolpersteine für Gründer seien Probleme bei der Auftragsakquisition und der Aufbau eines Kundenstamms. Gerade etablierte Unternehmen hätten in Deutschland Bedenken, mit jungen Start-ups zusammenzuarbeiten, berichten Firmengründer.

Sie investieren offenbar lieber in die eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung, wie eine Untersuchung von Deutsche Bank Research zeigt. Demnach haben die Unternehmen auch im Krisenjahr 2009 ihr Ausgaben für Forschung und Entwicklung konstant gehalten – investieren dabei aber hauptsächlich in Innovationen innerhalb des bestehenden Produktportfolios.