Besseres Windows dank Computerspielen?

Wie man mit ‘World of Warcraft’ ein besseres Betriebssystem schreibt? Ehrlich gesagt, gar nicht. Tatsächlich aber hat Microsoft in den vergangenen vier Jahren mit so genannten ‘Serious’ oder ‘Productivity Games’ die Qualität seiner Produkte maßgeblich verbessert.

‘Ernsthaften’ Computerspielen haftet das angestaubte Image an, das den Spaß in allen ‘lehrreichen’ Spielen vergällt. Dennoch steckt in Simulationen, Spielen und Rätseln ein riesen Potential. Ein Potential das Microsoft genutzt hat, um nach Fehlern in Vista, Windows 7 und Office Communicator zu fahnden. Fünf verschiedene Spiele hat Microsoft dafür entwickelt. Um den Nachfolger des Office Communication Server, Lync, zu testen, experimentiert Microsoft derzeit mit einem weiteren Spiel: Communicate Hope.

Microsoft versucht über Spiele wie Page Hunt “die Arbeit aus der Arbeit” herauszufiltern, wie es Ross Smith, Director for Tests bei Microsoft, zusammenfasst. Vertrauen soll gefördert werden, Berührungsängste abgebaut. Kurz gefasst, mit solchen Productivity Games soll die Arbeit so attraktiv werden wie ein Videospiel, das über 90 Prozent des Nachwuchses ohnehin spielt. Es geht um das “Löffelchen-voll-Zucker-Prinzip”, das Pamela Lynwood Travers in Marry Poppins unsterblich gemacht hat.

Ein gutes Productivity Game muss nicht unbedingt so aufwändig sein wie IBMs BPM-Simulator 'innov8'. Quelle: IBM
Ein gutes Productivity Game muss nicht unbedingt so aufwändig sein wie IBMs BPM-Simulator ‘innov8’. Quelle: IBM

Communicate Hope ist sicherlich kein Grafik-lastiger Ego-Shooter. Doch auch mit einfachsten Mitteln lassen sich Ressourcen aus der Spielwelt, wie Spieltheorie oder Wettkampf – wie in unserem Beispiel – für die Verbesserung des Communicators bei Microsoft nutzen.

Windows 7 liegen etwa 900.000 einzelne Wörter zugrunde. Um die Qualität der Texte in Drop-Down-Menüs, Fehlermeldungen oder Installation-Wizards zu verbessern, hat Microsoft “The Language Quality Game” entwickelt.

4500 Microsoft-Mitarbeiter haben sich für das Spiel begeistert und Microsoft hat insgesamt eine halbe Million Aufrufe von Nutzerschnittstellen und gleichzeitig eine entsprechende Qualitätskontrolle in den Texten durch die Mitarbeiter. Es ist ein bisschen wie das Prinzip einer Open Source Software nur, dass in diesem Fall die Community Microsoft-Mitarbeiter sind und die Motivation mitzuwirken, durch die Eigendynamik eines Spiels hervorgerufen wurde.

“Weil das Spiel so toll ankam, wurde es auch in Office Communicator und Exchange verwendet”, schreibt TJ Keitt, Analyst bei Forrester. Jetzt greife diese Motivationstechnik um sich und auch die Microsoft Office Labs haben mit ‘Ribbon Hero’ ein Spiel kreiert, mit dem die Funktionalitäten in Office 2007 weiter erforscht werden sollen.