“Ich hatte zu wenig Einfluss bei Oracle”

Seit wenigen Wochen gibt es mit SkySQL einen alternativen Anbieter zu Oracles Dienstleistungen rund um die mit Sun übernommene OS-Datenbank MySQL. Im Interview mit silicon.de erläutert der langjährige MySQL-Manager Kaj Arnö, warum er lieber für das Start-up SkySQL als für Oracle arbeitet.

silicon.de: Welche Fehler hat Oracle Ihrer Meinung nach gemacht?

Kaj Arnö: In Bezug auf MySQL-Kunden hat Oracle bis dato nicht viel geändert. Das wird wohl noch kommen, könnte sogar bald sein. Über Preiserhöhungen wird ja fleißig in der Presse spekuliert. Ob höhere Preise nun ein Fehler aus Oracle-Gewinn-Sicht waren, ist fraglich. Dass es nicht unbedingt im Interesse der bezahlenden Kunden ist, ist etwas völlig anderes.

silicon.de: Was bietet SkySQL den Kunden jetzt an, was Oracle nicht anbieten könnte?

Kaj Arnö: Was wir anbieten, könnte Oracle vielleicht auch schon anbieten, aber ob Oracle es möchte? Wir werden Dienstleistungen anbieten, die von den MySQL-AB-Zeiten inspiriert sind. Wir kennen sowohl die Nachfrage als auch das Angebot aus der Zeit recht gut. Und sie passten gut zusammen.

silicon.de: Gibt es schon eine erste Resonanz der Anwender?

Kaj Arnö: Ja. Frühe Kontakte zeigen, dass viele Anwender gerne mit denselben Leuten sprechen, zu denen sie schon jahrelang Kontakt haben – egal ob im Support, unter Verkaufsleuten, im Management, in der Schulung oder Beratung. Nur tragen diese Leute nun nicht weiterhin eine Visitenkarte von Oracle bei sich.

silicon.de: Denken Sie, dass Oracle die MySQL-Anwender so einfach ziehen lässt?

Kaj Arnö: Wieso nicht? Wir arbeiten doch friedlich zusammen. Oracle wird viele Kunden behalten, die bereit sind, für die unternehmenspolitische Sicherheit eines Großunternehmens zu bezahlen. Davon gibt es viele. Man riskiert ja kaum die Karriere, wenn man einen Riesen wählt, dafür sind viele bereit, mehr zu zahlen.

Open-Source-Kunden sind aber oft nicht so sehr an unternehmenspolitischer Sicherheit interessiert – schon allein die Wahl von Open-Source-Software galt ja bis vor kurzem als etwas Progressives. Die Mehrheit der Kunden sieht die MySQL-bezogene Risiken für ihr Unternehmen auf der fachmännischen Seite und wählt ihre Lieferanten danach, wo sie die besten Experten findet. Da haben wir schon eher sehr gute Chancen, zumal jene Experten bei SkySQL oft schon alte Bekannte der Kunden sind.

silicon.de: Wie sehen Sie die Zukunft von MySQL?

Kaj Arnö: Entspannt und begeistert zugleich! Entspannt, weil MySQL so viel Zuspruch und Anwender gewonnen hat, dass ein breites Spektrum an Dienstleistungen einfach vom Markt verlangt wird. Begeistert, weil die “Neuerfindung” von SkySQL viel Bewegung mit sich bringen wird. Darauf freue ich mich!

silicon.de: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Arnö!