Anwender von Fujitsu organisieren sich neu

In Berlin hat sich diese Woche der Anwenderverein ‘Fujitsu NEXT e.V.’ – Fujitsu Network of Experts – gegründet. Insbesondere mit Blick auf die zukunftsträchtigen Märkte im Cloud Computing sieht sich die Anwendervereinigung als eine Art Zukunftsrat in der strategischen Produktentwicklung.

Branchenbeobachter erwarten jedoch mehr von Fujitsu Next und anderen Anwendervereinigungen: Käme diesen unabhängigen Vereinen nicht auch die Aufgabe zu, die Kundenbeziehung zu demokratisieren, oder handelt es sich dabei nur um ein Nebengeleis für den firmenstrategisch unbedeutenden Fachdisput zu technischen Details, wo doch heute in der begrifflichen Netzwolke Ausdrücke wie Designer-Communities und Virtual Engineering herum geistern?

Vor diesem Hintergrund leuchtet Bernd Wagner, Senior Vice President Region Germany und Managing Director von Fujitsu Technology Solutions, im Gespräch mit silicon.de, die Zukunftsoptionen aus: Die Aufgabe der Anwendervereinigung liege in ihrer permanenten Feed-Back-Funktion als Sparringspartner für die Produktentwicklung. Dabei solle der unabhängige Charakter der Plattform gewährleistet sein.

“Wir wollen als gleichberechtigte Partner gemeinsam über den Tellerrand hinaus blicken”, betont Bernd Wagner. Dies bestätigen auch Vertreter aus dem Vorstand. Das Ziel bestehe darin, den konstruktiv-kritischen Dialog sowohl mit den Anwendern als auch mit dem Management des Konzerns zu führen – und der Anwenderverein stelle das Bindeglied in eben diesem Prozess dar.

Mit den historischen Vorläufern der Siemens-Anwendervereine, wie Sicus, hat das neue Konstrukt allerdings kaum etwas zu tun. Die Traditionslinie soll laut Angaben der Initiatoren bewusst gebrochen, der Neustart auf eine neue Grundlage gestellt werden.

Die organisatorische Aufstellung von Fujitsu ist funktional gegliedert statt vertikal strukturiert, um dadurch zahlreiche Partner in einem offenen Systemansatz zu integrieren. Dazu schreibt das Unternehmen in den kommenden Wochen rund 30.000 Kunden an, um diese für eine Mitarbeit in Fujitsu Next zu sensibilisieren.

Auf einer speziellen Online-Informationsplattform wird Fujitsu Next demnächst Informationen und Vorschläge zur Optimierung von IT-Lösungen und -Strategien bereitstellen. Darüber hinaus hat sich die Initiative zum Ziel gesetzt, regelmäßig Vorträge, Seminare und Arbeitstagungen zu organisieren und Arbeitskreise zum Erfahrungsaustausch sowie zur inhaltlichen Diskussion und Weiterentwicklung von IT-Standards, IT-Lösungen, IT-Strategien und Best Practices einzurichten.

Auch Social Media soll in der neu gestalteten Kundenbeziehung keine Nebenrolle spielen. Denn offenbar will der Anwenderverein sukzessive auch eine Präsenz auf Facebook anbieten, um den Austausch anzuregen. Die Nachwuchsförderung, so betont auch Bernd Wagner, gehöre zu den vordringlichen Aufgaben. Die so von dem Konzern in der technischen Computerwolke umschlungenen Millionen von Anwendern sollen keine Statisten sein. Sie sollen jede neue Hardwarekomponente über die unterschiedlichen Sendefrequenzen im Verein fortlaufend auf Herz und Nieren prüfen.

Die Motivationslage dürfte gerade mit Blick auf die Marktreviere des Global Players dabei stark von der neuen Spielwiese Cloud Computing geprägt sein. “Cloud Computing wächst in Japan stärker als in Deutschland”, sagt Wagner. Gerade mittelständische Unternehmen könnten durch standardisierte Commodity in der Wolke profitieren, etwa bei Zukäufen oder bei der globalen Marktexpansion.

Um die konzeptionellen Anlaufschwierigkeiten bei der Akzeptanzkurve von Cloud Computing zu überwinden, hat der Manager als größte Herausforderung die Rechtssicherheit identifiziert. Diese spiele insbesondere bei der Investorenbewertung eine herausragende Rolle, bei der sich die Bewertungszyklen drastisch verkürzt hätten.