Bedienung interaktiver Produkte – keine Frage des Alters

Ältere Nutzer haben mehr Probleme bei der Bedienung interaktiver Produkte. Diese Schwierigkeiten sind jedoch nicht so gravierend, wie bisher angenommen. Das ist ein Ergebnis einer Studie der Hochschule der Medien Stuttgart (HdM) und des Ludwigsburger Unternehmens User Interface Design (UID).

Die Studie ‘Bedienung interaktiver Produkte – eine Frage des Alters?’ untersucht, wie ältere und jüngere Nutzer mit einem DVD-Festplattenrekorder, einer Digitalkamera, dem ‘iPod Touch’ sowie dem Multitouch-Tisch ‘Surface’ umgehen. Die Älteren waren 60 bis 75 Jahre alt, in dieser Gruppe lag der Altersdurchschnitt bei 67,2 Jahren. Die Jüngeren zählten 25 bis 40 Jahre, das Durchschnittsalter lag hier bei 32,4 Jahren. Die Probanden lösten Aufgaben wie ‘Ein Foto in der Dunkelheit aufnehmen’. Usability Engineers beobachteten und befragten die Teilnehmer und werteten die Angaben aus.

Usability-Test mit älterer Testperson, Foto: UID
Usability-Test mit älterer Testperson, Foto: UID

Sowohl mit den drei Alltagsgeräten als auch mit dem Surface-Tisch hatten die Älteren größere Probleme als die Jüngeren. Die Unterschiede zwischen Alt und Jung seien jedoch nicht so gravierend, wie bisher angenommen, teilte UID mit. Das Alter spiele bei der Bedienung interaktiver Produkte nur eine geringe Rolle. “Beim Lösen der Aufgaben zeigten die Jüngeren zwar häufiger ein systematisches Vorgehen. Aber eine hoch ausgeprägte Ängstlichkeit gegenüber der Technik haben wir bei den Senioren nicht beobachtet. In beiden Altersgruppen gab es sowohl Personen, die unsicher und zögerlich handelten, als auch Teilnehmer die sehr zielstrebig waren”, so Jenny Vayhinger, Usability Engineer bei UID.

Der Grund für die geringfügig größeren Bedienprobleme Älterer sei nicht ein mangelndes Interesse an Technik. “Senioren sind nicht grundsätzlich technikfeindlich. Im Alter verändern sich vielmehr Verhaltensmuster. Diese erschweren das Ausprobieren neuer Technik”, sagte HdM-Professor Dr. Michael Burmester. Zudem besäßen ältere Menschen ein anderes technisches Vorwissen. So hatten die älteren Testteilnehmer Probleme, eine Adresse in den iPod Touch einzutragen. Sie verstanden den Begriff ‘Kontakte’ nicht, der beim iPod Touch für das Adressbuch verwendet wird. Die jüngeren Testteilnehmer kannten den Begriff hingegen aus dem Internet und von E-Mails.

Die Autoren raten Herstellern interaktiver Produkte, statt spezieller Seniorenprodukte intelligente Lösungen für möglichst viele Altersstufen auf den Markt zu bringen. Dabei sollten die Geräte den Anforderungen Älterer gerecht werden, ohne die Ästhetik zu vernachlässigen. So seien sie auch für Benutzer anderer Altersgruppen einfach und erfolgreich nutzbar. “Von solchen Lösungen können alle Altersgruppen profitieren. Ältere Menschen sind ein guter Maßstab, um zu beurteilen, wie benutzungsfreundlich Produkte gestaltet sind”, so Burmester.

Die Experten haben in der Studie Hinweise zum Gestalten für spezielle Zielgruppen zusammengestellt. Zwei der Tipps: Die Gestalter sollten Begriffe so wählen, dass sie den Erfahrungen der Benutzer im Umgang mit interaktiven Produkten entsprechen. Dadurch wird das neu zu erlernende Wissen reduziert und die Nutzung von Technik erleichtert. Darüber hinaus sollten nur die Informationen dargestellt werden, die zur Erfüllung der momentanen Aufgabe benötigt werden. Der Grund: Eine große Anzahl an grafischer Elemente auf dem Bildschirm empfinden ältere Nutzer als belastend. Die Studie kann nach einer Registrierung kostenlos aus dem Netz geladen werden.