Oracle: Gezerre um Open-Source-Project Hudson

Erneut entzweien sich Community und Oracle bei einem Open-Source-Projekt. Diesmal dreht es sich um Hudson, einem beliebten Monitoring Service und Software-Entwicklungs-Tool. Ein Fork, also eine Abspaltung, wird bereits diskutiert. Oracle pocht jedoch darauf, die Markenrechte zu besitzen.

Der Butler, das Maskottchen des Projekts Hudson, will zurzeit so gar nicht zu der aufmüpfigen Community passen.
Der Butler, das Maskottchen des Projekts Hudson, will zurzeit so gar nicht zu der aufmüpfigen Community passen. Quelle: Oracle

Ursprünglich war Hudson ein Projekt unter der Federführung von Sun Microsystems. Wie auch schon bei OpenOffice.org pocht Oracle auch diesmal auf die Rechte an der Marke Hudson. Man könne, aufgrund der quelloffenen Natur von Hudson niemanden davon abhalten, einen Fork zu schreiben. Doch wie Ted Farrel, Chief Architect für Middleware und Tools bei Oracle, in einer Mailingliste betonte, besitze Oracle aufgrund der Sun-Übernahme die Markenrechte an Hudson. Niemand dürfe außerhalb der Kern-Community diese Marke verwenden.

Die gleiche Haltung hat in den vergangenen Wochen bereits zur Gründung von LibreOffice geführt. Auch hier wird der Code weiterentwickelt, jedoch darf die Software dann nicht mehr OpenOffice genannt werden. Farrel erklärte weiterhin, dass Oracle das Projekt Hudson sehr schätze und wünsche, die Community dieser Software auszubauen, die von rund 30.000 Unternehmen als Integrationsplattform genutzt wird.

Daher verwundert es umso mehr, dass Oracle ohne Vorwarnung am 22. November die Mailing-Liste schloss und auch, was noch viel schwerer wiegt, das Source-Code-Repository für zahlreiche Entwickler vorrübergehend unzugänglich machte.

Oracle hatte Hudsons Java.net-Server über GlassFish auf die Hosting-Plattform Kenai umgezogen, daher waren die Ressourcen nicht mehr zugänglich. Auch das verwundert, weil Oracle nach der Sun-Übernahme im Februar 2010 erklärte, Projekt Kenai mittelfristig zu schließen. Im März bestätigte Farrel ein weiteres Mal den Plan, die gesamte Kenai-Infrastruktur mit Java.net austauschbar zu machen, Oracle aber an dem Plan festhalte, Kenai schließlich auf Java.net umzuziehen. Es mache schließlich keinen Sinn, zwei Plattformen zu unterhalten, die praktisch das Gleiche tun.

Oracle schloss mit diesem Umzug den Hudson-Schöpfer und ehemaligen Sun-Angestellten Kohsuke Kawaguchi sowie den Chefpfleger von Hudson, Winston Prakash, vorrübergehend aus. Die neue Mailing-Liste läuft jetzt über Google Groups und der Source Code lagerte zwischenzeitlich auf GitHub, und ist jetzt auf hudson-ci.org/.

Die Reaktionen aus der Entwicklergemeinde fallen gemischt aus. Nach dem Oracle bereits bei OpenSolaris und OpenOffice die Community verstimmte kochen natürlich die Emotionen schnell hoch. Die Entwickler wünschen sich mehr Einfluss auf Entscheidungen, mehr Code auf GitHub und sie zweifeln, ob Kenai als Plattform den Anforderungen von Hudson tatsächlich gewachsen ist. Oracle jedoch beharrt auf seiner Position. Einige Community-Mitglieder verdächtigen Oracle, die Kontrolle über das Projekt verstärken zu wollen. Unter einem Blog der die Ereignisse einzuordnen versucht, sprechen sich viele Community-Mitglieder für eine Umbenennung und einen Fork aus.

Doch der Hudson-Schöpfer Kawaguchi versucht in einem Blog jetzt die Wogen wieder zu glätten. “Es geht nicht um ‘wir’ gegen Oracle.” Sondern vielmehr darum, Hudson besser zu machen.