Fachkräftemangel: 5. IT-Gipfel mit unzureichenden Lösungen

Dem deutschen IT-Mittelstand kommt eine tragende Rolle zu. Dennoch werden die Interessen kleinerer Hersteller von der Politik nach wie vor stiefmütterlich behandelt, vor allem beim Thema Fachkräftemangel.

“Junge IT-Unternehmen starten durch” heißt die neue Initiative, die der Bitkom im Rahmen des 5. IT-Gipfels vorgestellt hat. Unternehmen, die seit 3 bis 5 Jahren am Markt sind, sollen für ein weiteres Wachstum gefördert werden. Der Bundesverband IT Mittelstand e.V., kurz BITMi, zu dem sich deutsche mittelständische IT-Hersteller zusammengeschlossen haben, wertet das gerade für den Mittelstand als eine positive Aktion.

Auch die Forderung der Bundeskanzlerin Angela Merkel nach einer neuen Gründungsdynamik findet die Zustimmung der mittelständischen IT-Anbieter. Der BITMi sieht ebenfalls ein hohes Potential der IKT für Hightech-Unternehmensgründungen und befürwortet die Förderung von IKT-Gründungen aus der Wissenschaft mit dem EXIST-Gründerstipendium und die Auflage des High-Tech Gründerfonds II in 2011. Auch das Aktionsprogramm Cloud Computing biete laut Ansicht des Verbandes viele neue Ansätze für mittelständische IT-Unternehmen.

August-Wilhelm Scheer, Bild: Bitkom
August-Wilhelm Scheer, Bild: Bitkom

Etwas kritischer fällt das Urteil der Mittelständler beim Thema Nachwuchsförderung aus. August-Wilhelm Scheer, Präsident des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom), stellte in Dresden die Idee eines Softwarecampus vor, bei dem jährlich 100 Führungskräfte ausgebildet werden sollen. In einem Bitkom-Management-Club werden zusätzlich jährlich 17 Ausnahmetalente von 17 Betreuern zu jungen Führungskräften herangebildet.

Prinzipiell habe der BITMi dagegen nichts einzuwenden, dennoch hatte man sich offenbar eine eher auf den Mittelstand zugeschnittene Förderung vorgestellt. “Zunächst werden die hier ausgebildeten Top-Kräfte im Wesentlichen von der IT-Industrie beschäftigt werden und nicht vom IT-Mittelstand”, kritisiert der Verband.

“Der IT-Mittelstand möchte ebenso wie die Kanzlerin Beschäftigung in Deutschland erhalten und beschränkt sich nicht auf Programme zur Ausbildung von 117 Top-Führungskräften.” Mitarbeiter des IT-Mittelstands bräuchten insbesondere praktische Anwendungsfertigkeiten und hohes Transferwissen. “Dies wird nicht durch den von Herrn Scheer vorgeschlagenen Softwarecampus erreicht, sondern durch eine Verknüpfung von betrieblicher Ausbildung und Hochschulbildung, offenen Fortbildungsmöglichkeiten und lebenslanges Lernen.”

Besonders hinsichtlich des lebenslangen Lernens stimmen die Meinung der Bundeskanzlerin und des Vorsitzenden des BITMi überein: “Lebenslanges Lernen in der IT müssen wir verankern, wenn mit 40 Jahren die Menschen in der IT nicht mehr lernen wollen würden, wäre das eine Katastrophe für Deutschland”, sagte die Kanzlerin auf dem IT-Gipfel 2011.

Zuwanderung von Fachkräften ist von einem jährlichen Mindesteinkommen abhängig. “Bei inzwischen 30.000 fehlenden Fachkräften sieht der BITMi die Notwendigkeit, die Verdienstgrenze auf 35.000 Euro zu senken, um auch dem IT-Mittelstand die Anwerbung bezahlbarer Fachkräfte zu ermöglichen”, fordern die mittelständischen Anbieter, die anders als große Software-Hersteller besonders unter mangelnden Arbeitskräften leidet. Weitere Forderungen des BITMi, ehemals VDEB, hat der Verband in einem Positionspapier zusammengefasst.