Uwe Hauck

hat Computerlinguistik und Künstliche Intelligenz studiert. Heute ist er Senior Software Engineer bei einem IT Dienstleister.

Innovation braucht Querdenker

Die Zeit schreibt in ihrer neuen Ausgabe “Querdenker machen Karriere”. Recht hat sie, aber es ist nicht leicht, dieses Bewusstsein in Chefetagen und Personalabteilungen zu verankern.

Zu einfach ist es, die Kopie des bisherigen zu suchen, für die Softwareentwicklung den reinen Informatiker, fürs Marketing einer Bank den Banker mit Marketingausbildung.

Was aber macht den Quereinsteiger so attraktiv? Vor allem der andere Blickwinkel, die Lust am Hinterfragen. Viele neue Mitarbeiter mit dem passenden Background sind leider auch betriebsblind. Da werden zwar Versuche unternommen, neue Technologien und Vorgehensweisen einzuführen, aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier und mag tendenziell keine Veränderung. Aber gerade hier ist es nützlich, auch die anders Denkenden mit zu integrieren, diejenigen, die schon per definitionem neben dem Tellerrand stehen, über den der eingefahrene Mitarbeiter gar nicht mehr blickt.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, es ist oft ein Kampf als Quereinsteiger. Ich bin zwar als Softwareentwickler tätig und habe auch Informatik studiert, aber eben auch Sprachwissenschaften, Künstliche Intelligenz und Computerlinguistik. Vieles aus diesem Fundus kann ich zwar insgeheim bei der täglichen Arbeit anwenden, aber ich tue das stillschweigend, weil ich damit bei dem einen oder anderen den Tellerrand überschreite, über den dieser einfach nicht blicken will.

In einem Markt, in dem sich die Produkte, egal welche Branche immer mehr nur noch marginal unterscheiden, kommt es auf die innovativen Ideen, die kreativen Lösungen an. Dafür aber ist Querdenken, sich in unterschiedlichsten Wissensgebieten bewegen, elementar. Und gerade der Querdenker hat dies von Grund auf gelernt, weil er flexibel sein muss, will er in neuen Feldern bestehen.

Und auch die Psychologie-Vorlesungen meines Studiums haben mir schon häufig im Umgang mit Auftraggebern oder Kollegen genützt.

Querdenken mag manchmal für die “Das haben wir immer schon so gemacht”- Menschen anstrengend sein. Aber wenn immer nur das Bestehende weiterentwickelt wird, droht irgendwann Stillstand. Nichts ist so alt wie die Idee von gestern.
Und sollte ein Unternehmen sich entschließen, Innovation als eigene Aufgabe zu verankern tut es gut daran, sich gerade die Querdenker zu suchen. Dort ist die Innovation zu Hause. Und dann bitte nicht erwarten, dass die Querdenker als erste vorgeschlagen werden.

Meist sind sie für die Führungsetagen eher die Unbequemen, weil sie hinterfragen, weil sie auch nicht einfach hinnehmen, was halt immer schon so gemacht wurde. Aber sie sind diejenigen mit den Impulsen, mit dem so wichtigen Blick über den Tellerrand hinaus. Es lohnt sich, die Querdenker, die Quereinsteiger ins Unternehmen zu holen bzw. diejenigen zu finden, die bereits im Unternehmen sind. Sie könnten einen gewichtigen Beitrag zum Vorsprung vor der Konkurrenz leisten.