i-Ban

An Tagen wie diesem verfolgen selbst einen gealterten DOSen-Schrauber wie unsereinen diese quälenden Fragen. An den Kuppen des linken und des rechten Zeigefingers sowie des linken Mittelfingers beginnt, sich Hornhaut zu bilden. Aber nicht einmal Alt+Ctrl+Del hilft mehr.

Und im Smartphone, das gleich neben dem PC liegt, steckt zwar ein Prozessor, der durchaus vergleichbar ist dem einer Cray I von früher. Trotzdem schaltet man es tunlichst schon ein paar Minuten, bevor man telefonieren will, ein. Denn das Booten dauert. Da ist nämlich auch dieses Betriebssystem drauf.

Die Fragen also: Warum hat man sich das all die Jahre angetan? Warum nicht auf die Warnung der Rolling Stones gehört? „You make a grown man cry”, heißt es schließlich schon in “Start me up”, dem Song, mit dem Microsoft für Windows 95 warb. Warum hat man das schleichende Elend von Vista ertragen? Warum erträgt man die Bluescreens von Windows 7? Warum… ? Warum… ?

Kurz: Gibt es überhaupt irgendetwas Gutes, das man über Windows sagen kann? – Es gibt: Windows ist nicht von Apple.

Diese Woche haben Verleger aus den Niederlanden und Belgien zum ersten Mal leise unter Apple’s Knute gewinselt. Sie dürfen, so hört man, ihre Zeitungen nicht mehr als Apps an ihre Abonnenten verschenken. Das will Apple verbieten.

Ihren Content sollen die Verlage über i-Tunes und nicht durch eigene Systeme an i-Phones und i-Pads ausliefern. Und ihre Kundendateien sollten sie am besten doch auch gleich in Cupertino abliefern.

Also alles, was Geld einbringt, möchte Apple abwickeln und von jenem Geld dann 30 Prozent einbehalten. Und Gratis-Apps, die dem im Wege stehen wird der Konzern wohl verbieten.

Nun muss man deswegen nicht gleich vor Mitleid mit den Verlegern zerfließen. Den Schreibern kann’s schließlich egal sein, wer an ihren Artikeln verdient, und den Lesern, an wen sie bezahlen. Aber deutlich wird doch wieder einmal: Apple stellt man sich am besten als großes – in gefällige Software und schicke Hardware gegossenes – Verbot vor.

Apple verbietet die Bilder schöner, nackter Menschen auf den i-Gadgets und Satire, die unschöne Verhältnisse karikiert. Und um jene Freiheit zu erlangen, die einem gewöhnlichen PC-Nutzer selbstverständlich ist, müssen i-User einen Jailbreak, einen Gefängnisausbruch, unternehmen. Als Gewöhnlicher fragt man sich da ja, warum diese Leute sich ständig neue Gefängnisse kaufen und dafür auch noch ausgesprochen hohe Preise bezahlen.

Es ist dieses unberechenbare, mit Widerborstigkeit und Eigensinn beseelte Wesen, das IT-Unternehmen ständig versuchen, in den Griff zu bekommen: der User. Scott McNealy, der ehemalige Chef von Sun Microsystems, erdachte deswegen seinerzeit den NC (Network Computer), ein Gerät, an dem der User nicht herumschrauben konnte.

Mittlerweile ist das Geschichte. Scott McNealy wurde Rentner, Sun Microsystems an Oracle verkauft und der NC ein Flopp. Durchgesetzt aber hat den Finger-weg-Rechner Steve Jobs in Form des i-Mac.

Der i-User ist der von Apple domestizierte gewöhnliche Nutzer. Er verhält sich zum gewöhnlichen Nutzer wie der Schoßhund zum Wolf. Er ist kultiviert, hat’s bequem und lässt sich leicht dressieren.

Ach ja, was einem halt so einfällt, wenn einen die DOSen-Fragen quälen. Und gleich noch zwei, die, die unverständige i-User immer stellen: Was ist denn eigentlich so toll daran, sich Minibilder von nackigen Frauen auf einem Mobiltelefon anzuschauen? Und was daran, an einem PC herumzuschrauben? – Nichts. Gar nichts. Aber es sich nicht verbieten lassen zu müssen, das ist großartig!