Internet Explorer 6: Der Abschied rückt näher

standardisierte und professionalisierte Services; Kundenbindung.

Zu einem optimierten Client zählt auch ein moderner Webbrowser. Doch noch immer verzichten viele IT-Entscheider auf eine ganzheitliche Browser-Strategie. Da sich der Umstieg von veralteten Produktgenerationen auf zukunftsfähige Lösungen oftmals schwer gestaltet.

Axel Oppermann von der Experton Group sieht hohe Hürden bei der Browsermigration.
Axel Oppermann von der Experton Group sieht hohe Hürden bei der Browsermigration.

Bei vielen IT-Verantwortlichen und Administratoren zählt das Management von Webbrowsern sicherlich nicht zur “Königsdisziplin” der IT. Und auch eine einheitliche Migration auf eine neue Browser -Generation ist nur in den seltensten Fällen überhaupt ein Thema. So ist es auch kein Wunder, dass viele Unternehmen noch an ihren teilweise über zehn Jahre alten Browsern festkleben. Untersuchungen der Experton Group zeigen, dass immerhin noch knapp 31 Prozent der Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern den Internet Explorer 6 (IE6) einsetzen. 20 Prozent der befragten IT-Entscheider gaben an, dass neuere Browser-Generationen nicht mit allen eingesetzten Applikationen kompatibel seien. Weitere 17 Prozent sehen den Anpassungsaufwand als zu hoch an.

Dabei erfüllt gerade dieser Browser schon seit längerer Zeit weder die Mindestanforderungen hinsichtlich Sicherheitsaspekten noch in Bezug auf Usability. Trotz aller Resistenz kommen diese Unternehmen jedoch kurz bis mittelfristig nicht an einer strategischen und operativen Diskussion zum Thema Browser vorbei. Spätestens bei den Planungen für eine Migration von Windows XP auf Windows 7 oder einem alternativen Betriebssystem entsteht ein gewisser Druck. Dieser wird umso größer, je näher das Ende der Supportlaufzeit von Windows XP kommt. Spätestens dann muss eine Lösung her. Entweder setzen die Unternehmen hier auf Übergangslösungen oder führen einen neuen Browser (IE8, IE9, aktuellen Firefox, etc.) ein.

Als Übergangsoptionen kommen auch Terminal Services oder Lösungen zur Virtualisierung in Betracht. Doch diese Ansätze gelten im Allgemeinen als organisatorisch aufwendig und können zu lizenzrechtlichen Verfehlungen führen. Und es sind eben nur Übergangslösungen. Von einer Deinstallation des IE8 unter Windows 7 bei einer darauffolgenden Installation des IE6 ist komplett abzuraten. Hierdurch kann das Betriebssystem in einen instabilen Zustand geraten. Außerdem wäre dieser Vorgang nicht konform mit den Nutzungsbedingungen. Deshalb muss frühzeitig auf eine Migration hingearbeitet werden.

Strategie entwickeln

Grundlage für jede Migration ist eine unternehmensspezifische Browser-Strategie. Eine solche Strategie definiert alle Aktivitäten im Rahmen der Auswahl und des Einsatzes von (unterschiedlichen) Browsern im Unternehmen. Hierzu zählen insbesondere die Themen Testing, Definition der Sicherheitsanforderungen, Deployment und Management sowie Aktualisierungszyklen. Bei allen Aktivitäten gilt es, zwischen Komfort für den Anwender, Sicherheit sowie Administrierbarkeit abzuwägen. Diese Strategie gibt exemplarisch vor, welcher Browser eingesetzt wird, ob eventuell mehrere Browser genutzt werden und welche Rechte die einzelnen Anwender im Rahmen der täglichen Nutzung eingeräumt bekommen.

Eine solche Strategie muss von der IT-Abteilung entwickelt und vom Management unterstützt werden. Hierbei ist es Aufgabe der IT, die entsprechenden Entscheidungsträger im Unternehmen zu sensibilisieren. Insbesondere Themen wie Sicherheit und Performance müssen angesprochen werden.

Migration planen und umsetzen

Um eine Migration erfolgreich zu gestalten, sind – eine vorhandene Browser-Strategie vorausgesetzt – zwei grundsätzliche Aufgabenbereiche integral umzusetzen. Hierzu zählen eine umfassende Test- und Anpassungsphase der eingesetzten internen und externen Web-Anwendungen sowie Schulungen für die Anwender.

Vor der Umsetzung einer Migration gilt es, im Vorfeld die kritischen externen und internen Web-Anwendungen zu identifizieren und zu analysieren. Außerdem empfiehlt es sich, ein Verzeichnis aller kritischen Anwendungen anzulegen und zu pflegen, um schon den Einstieg in die Migration erheblich zu erleichtern. Zu den externen Web-Anwendungen, auf die mit Hilfe des Browsers zugegriffen wird, zählen exemplarisch Portale von Kunden oder Lieferanten. Hier gilt es zu testen, ob der ausgewählte Browser unterstützt wird, und ob etwaige Anpassungen erforderlich sind. Gleiches gilt für die internen Anwendungen. Hier ist zu ermitteln, ob diese auf spezifische Anforderungen des alten Browsers angewiesen sind. Ist dies der Fall, muss geprüft werden, ob und mit welchem Aufwand eine entsprechende Anpassung vorgenommen werden kann. Auch sollte validiert werden, ob die betroffene Web-Anwendung durch alternative und kompatible Applikationen ersetzt werden kann. Der Compatibility Mode des IE8 und in Zukunft auch des IE9 kann den Aufwand in den meisten Fällen schon maßgeblich verringern. Stellt sich weder die Anpassung noch die Substitution als praktikabel heraus, müssen die skizzierten Übergangslösungen herhalten.

Im Rahmen des Rollouts findet auch die Schulung der Anwender statt. Art und Umfang der Schulungsmaßnahmen hängen von der Organisationsform der Unternehmen ab. Ziel sollte es sein, den Anwender über die neuen Features zu informieren, für Sicherheitsfunktionen zu sensibilisieren und die Umgangsrichtlinien zu verankern. Der zeitliche Aufwand pro Mitarbeiter wird in der Regel 30 Minuten nicht überschreiten.

Fazit & Empfehlungen

Lediglich 19 Prozent der von der Experton Group befragten Unternehmen über 500 Mitarbeiter haben derzeit eine zentrale Browser-Strategie definiert. Dabei ist der Webbrowser sowohl aus Sicht des Anwenders als auch für das Unternehmen eine bedeutende und zentrale Anwendung. Eine Vielzahl der täglichen Arbeitsaufgaben wird durch den Einsatz eines modernen Browsers ermöglicht und erleichtert. Dessen Bedeutung wird auch vor dem Hintergrund einer zunehmenden Angebotsvielfalt Cloud-basierter Services steigen. Aber auch die “klassischen” Web-Anwendungen, die im eigenen Rechenzentrum betrieben oder über Hosting-Modelle bezogen werden, gewinnen weiter an Bedeutung. So greifen in über 38 Prozent der Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern die Anwender über den Browser auf PIM-Lösungen (Personal Information Manager) zu. 21 Prozent nutzen eigenentwickelte Web-Lösungen und immerhin noch 13 Prozent greifen auf ERP- und CRM-Lösungen zu.

Die Experton Group empfiehlt:

Entscheider und IT-Verantwortliche in Unternehmen sollten sich zwingend mit dem Thema “Browser” strategisch auseinandersetzen. Der Einsatz von Web-Anwendungen oder Cloud-Lösungen bedingt einen modernen Browser.
Anwenderunternehmen, die gegenwärtig eine Migration von Windows 7 planen oder umsetzen (und noch immer maßgeblich den Internet Explorer 6 einsetzen) müssen die Kompatibilität der eingesetzten Web-Anwendungen mit dem Internet Explorer 8 bzw. alternativen Browsern prüfen.
Nutzer des Internet Explorer 6 müssen zeitnah einen Umstieg auf IE8 bzw. eine Alternative anstreben. Der Einsatz des IE6 erfüllt weder die aktuellen Anforderungen der Anwender noch die Bedarfe hinsichtlich Sicherheit und Performance.
Nutzer von Firefox sollten sich zwingend mit dem Thema Deployment und Rechtemanagement beschäftigen. Eine zu lockere Handhabung der Anwenderrechte birgt Sicherheitsrisiken.


Die Bedeutung des Browsers als Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine wird in den kommenden Jahren weiterhin deutlich steigen. Deswegen müssen IT-Verantwortliche dafür sorgen, in Sachen Browser immer auf einem aktuellen Stand zu sein. Dabei ist ein Umstieg auf neue Browsergenerationen alles andere als trivial. Oftmals liegen die Hürden sogar relativ hoch. Insbesondere dann, wenn auf Web-Anwendungen nicht verzichtet werden kann, ein extremer Aufwand für deren Anpassung erforderlich ist oder aber die Entwickler nicht mehr verfügbar sind.

Hier gilt es in einer langfristigen Planung den reibungslosen Umstieg sicherzustellen. Dabei sollte das Motto “Vertrauen ist gut – Tests sind besser” gelten. Durch eine umfassende Testphase können bei komplexen Anwendungen auch zusätzliche Optimierungspotenziale gefunden und der Schutz vor Angriffen verbessert werden. Schwachstellen werden aufgezeigt und die Qualität der Anwendung kann verbessert werden. Es wird empfohlen, für alle als kritisch identifizierten Anwendungen einen protokollierten Abnahmetest durchzuführen. Durch diese Tests und entsprechend frühzeitige Anpassungen können rechtlich verbindliche Auflagen erfüllt und Ausfallzeiten vermieden werden. Gleichfalls wird die Akzeptanz und Zufriedenheit bei den Anwendern erhöht.