Apps verletzen häufig Open-Source-Lizenzen

In einer großangelegten Untersuchung von 635 Apps für Android und iOS hat der US-Spezialist OpenLogic zahlreiche Verstöße gegen Open-Source-Lizenzen festgestellt. Insgesamt erfüllten rund 70 Prozent der untersuchten Applikationen die Vorgaben nicht.

Die 635 Apps wurden aus den Top-10-Listen der verschiedenen Kategorien in Android Market und App Store sowie aus besonders beworbenen Apps und Angeboten großer Firmen zusammengestellt. Bei 16 von ihnen kommt nach Angaben von Open-Source-Provider OpenLogic Code zum Einsatz, der unter der GPL oder der LGPL bereitgestellt wird. 52 weitere Anwendungen wurden gefunden, in denen Code unter einer Apache-Lizenz eingesetzt wird.

Beide Lizenzen verlangen einen Hinweis auf die Lizenz des verwendeten Codes, GPL und LGPL zusätzlich die Bereitstellung der Quelltexte. Diese Vorgaben erfüllten der Untersuchung zufolge 47 Apps (rund 70 Prozent) nicht. Aus diesen Ergebnissen lässt sich auch die Aussage ableiten, dass sich auch große Marken bei der Entwicklung ihrer Apps nicht an die einfachsten Open-Source-Spielregeln halten.

Die Untersuchung der Apps erfolgte mit dem Tool OSS Deep Discovery, einem Scanner, der Open-Source-Code in Binaries aufspüren kann. Laut OpenLogic habe man so sorgfältig wie möglich gearbeitet, um Falschmeldungen zu vermeiden. Bei allen Apps mit Open-Source-Code sei von Hand geprüft worden, ob die Lizenzbedingungen eingehalten wurden. Welche Apps betroffen sind, teilte das Unternehmen nicht mit.

Darüber hinaus fanden die Experten auch zahlreiche Apps mit ausführlichen Endnutzer-Lizenzvereinbarungen, wonach der Entwickler die vollständigen Urheberrechte an dem jeweiligen Programm hat. Tatsächlich aber beinhalteten diese Apps Open-Source-Code.

Ob die jeweiligen Entwickler hier absichtlich oder unwissentlich gegen die Vorgaben verstoßen haben, ist unklar. Möglicherweise müssen sie nun aber die falsch gekennzeichneten Apps aus den Stores entfernen – im schlimmsten Fall drohen juristische Konsequenzen.

Für OpenLogic-Expertin Kim Weins ist das Untersuchungsergebnis keine Überraschung. “Entwickler und Firmen haben oft kein allseitiges Bild über den Einsatz von Open Source und entsprechend keine ausreichende Kontrolle über die Lizenzen.”

Das lässt auch die Vorgaben von Microsoft und Apple in einem anderen Licht erscheinen, die in ihren jeweiligen Stores Open-Source-Apps weitgehen verbieten. Möglicherweise ist der Aufwand zu groß, um zu prüfen, ob keine der Apps im Verkauf gegen OS-Lizenzen verstößt. Ein Verbot ist die vermutlich einfachste und günstige Methode, Rechtsrisiken auszuschließen.