Politware

Diese Woche sind sie ja wieder alle über ihn hergefallen. Da müsste man doch auch mal was Gutes über ihn sagen.

Wohlan! Auch wenn’s schwerfällt: Kein Politiker hat sich so engagiert für die IT wie der Baron. Im Ernst!

Schon bei seinem ersten Amtsantritt hat er PR für die Wikipedia gemacht, die ihn kurz auch unter dem erfundenen 7. Vornamen “Wilhelm” führte. Und weil’s bei so vielen auf einen mehr nicht ankommt, haben’s alle abgeschrieben. So eine Autorität hat Wikipedia inzwischen. Das ist jetzt allen klar.

Sein Ausscheiden aus dem zweiten Amt dann hat ein Bremer Professor ergoogelt. Der Konzern müsste ihn – den mit Adels-, nicht den mit dem akademischen Titel – dafür eigentlich aus seinem Werbeetat reichlich entlohnen. Aber das braucht’s bei ihm wohl nicht.

Die wissenschaftliche Dimension von “Copy&Paste” ist seitdem jedem bewusst. Und dann ist bekannt geworden, dass seine Promotionsarbeit – vielleicht erstmals – vermittelst eines Wikis gründlich gelesen wurde.

Das ist doch ein bildungspolitischer Erfolg! Etliche seiner Anhänger dürften jenes Wort zum ersten Mal in ihrem Leben gehört haben.

Sie haben denn auch anschließend ihrem Ärger darüber auf Facebook ordentlich Luft gemacht. Und der Ex-Wirtschaftsminister hat dadurch wieder mal Stil bewiesen, sich wettbewerbspolitisch neutral verhalten und nicht nur für Google, sondern für beide große Internet-Konzerne geworben.

So kann man’s doch auch sehen! Und deshalb sollten IT-Leute ebenfalls mal was für ihn tun. Hinzu kommt schließlich, dass er ein Meister der gefälligen Darstellung ist.

Da könnte man doch statt solch hässlicher Begriffe wie “Piracy”, “Warez”, “Plagiat” oder “Raubkopie” künftig das smarte Wort “Guttware“ verwenden. “Ehre, wem Ehre gebührt”, heißt’s schließlich.

Das sollte überhaupt Schule machen, Vorgaben aus der Politik als IT-Terminologie zu implementieren. “Libware” oder F.D.P., so die Schreibweise bis 2001 – das Akronym steht für “Fees, Dividends and Profits” – das wäre doch ein adäquater Name für ein Stück Software, das als systemnahes Tool vertrieben wird, in der Praxis aber nur als Stresstest für das System taugt.

Letzteres hat sich dabei übrigens als äußerst robust erwiesen. Ein Big Brother würde es wohl abstürzen lassen. Aber einen Little Brother hält es seit anderthalb Jahren aus.

Allerdings die drei Punkte in F.D.P. – wie in einer IPv4-Adresse – die deuten schon daraufhin, dass es Updates gibt für diese Software. – Nicht Programm, damit hat Libware schon lange nichts mehr zu tun.

F.D.P. 2.0 heißt – nein, nicht die Schreibweise ohne Punkte, sondern: “Greenware”. Das ist das gleiche, nur mit einem schrillen Emoticon oben drauf. Sein Nickname lautet “Claudia”.

Als F.D.P. 3G könnte man “Pirateware” betrachten: Das erste Libware-Release zielt ausschließlich auf die Bekämpfung von Steuern, die Version 3 auf jene von Internetsperren. Bloß, dass 3.0 besser performt und das wohl auch in Zukunft so halten wird.

“Socialware” wiederum würde gut für viele kluge Programme passen, die nur populär sind, solange sie sich in einer Beta-Version befinden, mit den Codenames “Bebel” bis “Brandt”.

Als originäres Main-Release von “Socialware” gilt vielen deswegen die “Leftware”. Die Konkurrenz streut ja, es handele sich dabei um Malware. Aber die etwas underperformenden Administratoren versuchen, ihr Programm als Utility zu vermarkten.

Die Admins der “Socialware” allerdings warnen vor “Leftware” als vor Scareware. Wegen des Moduls “Oskar”. Das kann all das, was sie gerne könnten. Und sowas erschreckt sie.

“Merkelware” schließlich wäre noch ein passender Name für eine Software, geschrieben – sagen wir mal – in Assembler-Code, die hochperformant läuft. Aber keiner weiß, was sie macht.

Na ja. Schluss für heute. Der Schreiber fährt jetzt seinen Rechner runter. Da läuft nämlich Software drauf. Und die zweite Silbe davon, die weckt immer so seltsame Assoziationen.