Business Intelligence mit In-Memory-Technik

Die Business-Intelligence-Software des Herstellers Qliktech verschiebt die Daten in den Arbeitsspeicher und kommt ohne festplattenbasierte Datenwürfel und Data Warehouses aus. silicon.de befragte dazu Wolfgang Kobek, QlikTech Managing Director & VP DACH.

silicon.de: Sie versuchen sich von anderen Business-Intelligence-Anbietern zu unterscheiden, indem Sie Ihre Lösungen unter dem Begriff ‘Business Discovery’ vermarkten. Warum dieser Griff in die Marketing-Kiste – sind die technologischen Unterschiede nicht ausreichend?

Wolfgang Kobek, Bild: QlikTech
Wolfgang Kobek, Bild: QlikTech

Kobek: Business Discovery beschreibt ein völlig neues Konzept. Es handelt sich hier um einen Bottom-up-Ansatz. Bei traditionellen BI-Systemen versorgen wenige Experten die Anwender mit erfolgskritischen Informationen. Bei Business Discovery hingegen verschafft sich der jeweilige Nutzer selbst einen Überblick über die Daten und Geschäftsprozesse. Ob Arbeitsgruppen, verschiedene Abteilungen oder ganze Geschäftsbereiche: Alle greifen direkt auf die von ihnen benötigten Daten zu, analysieren sie selbst und treffen auf dieser Basis informierte Entscheidungen.

silicon.de: ‘QuickView’, der Vorgänger Ihres heutigen Flaggschiff-Produktes ‘QlikView’, wurde von Anfang an als In-Memory-Lösung konzipiert. Warum haben sich die Programmierer damals dazu entschlossen?

Kobek: Damals war Speicher noch ein limitierender Faktor. Aber unsere Entwickler haben die Grenzen der traditionellen Business-Intelligence-Technologie frühzeitig erkannt. Zwar war davon auszugehen, dass sich die Speicherkapazitäten mit jeder neuen Rechner-Generation verdoppeln würden. Dennoch wurde In-Memory der Transporter für die assoziative Analyse der QlikView-Plattform.

silicon.de: Was sind Vorteile der In-Memory-Technik?

Kobek: Mit In-Memory wird der Arbeitsspeicher hochmoderner 64-Bit-Multicore-Hardware so effizient genutzt, dass eine Vielzahl von Anwendern auf Milliarden von Datensätzen zugreifen können. Das In-Memory-Datenmodell in QlikView ermöglicht es, aggregierte Kennzahlen bis auf die Detailebene zu analysieren. Und das ohne die zeit- und kostenintensive Erstellung mehrdimensionaler OLAP-Cubes. Verbindungen zwischen den Daten werden in QlikView automatisch hergestellt und stehen dem Anwender sofort für Analysen zur Verfügung. Da die Daten speicherbasiert verarbeitet werden, laufen alle Berechnungen in rasanter Geschwindigkeit ab. Der große Vorteil davon ist, dass mehrere Anwender gleichzeitig große Datenbestände analysieren können.

silicon.de: Was sagen Sie zu SAP HANA?

Kobek: Sowohl SAP HANA als auch QlikView setzen auf die In-Memory-Technologie, damit der Anwender seine Analyseergebnisse so schnell wie möglich vor Augen hat. Trotzdem sehen wir in der SAP-Lösung eher ein komplementäres als ein konkurrierendes Produkt: SAP HANA kann eine leistungsstarke Alternative für Unternehmen sein, die schnellen direkten Zugriff auf große und komplexe Datenquellen benötigen und gleichzeitig über ein großes IT-Team und entsprechend große Budgets verfügen. Bei diesen Unternehmen kann sich QlikView die Vorteile von SAP HANA durch den Einsatz von SQL zunutze machen. Wir gehen davon aus, dass sich die Ladezeiten bei QlikView-Anwendungen so extrem verbessern und Nutzer völlig neue Erkenntnisse aus den in SAP HANA beziehungsweise weiteren Datenquellen vorliegenden Informationen ziehen können.

silicon.de: Nach Angaben von GLG Research hatte QlikTech im Jahr 2009 etwa 13.000 Kunden, im Juni 2011 rund 18.000 Kunden. Ein anderes schnell wachsendes Unternehmen ist demnach Tableau Software, das die kostenfreie BI-
Lösung ‘Tableau Public’ anbietet. Fühlen Sie sich bedroht?

Kobek: Ganz und gar nicht. Wir bieten seit knapp zwei Jahren eine kostenlose Lösung an. Der private Nutzer muss bei der ‘QlikView Personal Edition’ auf keine der Analyse-Funktionen verzichten. Die Lösung hat sich erfolgreich am Markt positioniert.

silicon.de: QlikTech verfügt über ein zweigleisiges Vertriebsmodell mit einem Direktvertrieb sowie einem Partnernetzwerk von Wiederverkäufern, OEM-Herstellern und System-Integratoren. Wie entwickelt sich der Umsatz in Deutschland in beiden Vertriebswegen?

Kobek: Wir wollen die verschiedenen Zielgruppen so adressieren, wie es ihre Bedürfnisse erfordern. Daher die verschiedenen Vertriebsarten. Enterprise-Kunden betreuen wir im direkten Vertrieb und beziehen dabei unsere System-Integratoren und Solution Provider in die Projekte mit ein. Der gesamte Mittelstand wird ausschließlich indirekt durch unsere Solution Provider betreut. Ein erfolgreicher Weg, wie das Wachstum in allen Vertriebskanälen belegt.

silicon.de: Fragen QlikTech-Kunden derzeit Software as a Service nach?

Kobek: Im Business-Discovery-Bereich tauchen derartige Themen sporadisch immer mal wieder auf. Es ist jedoch momentan noch kein Trend in diese Richtung abzusehen. Wir beobachten den Markt hier sehr genau. Zudem stellt sich derzeit noch die Frage, ob diese Technologien ausreichend Sicherheit bieten. Die Kunden sind sonst nicht bereit, ihre sensiblen Daten in fremden Umgebungen zu speichern.

silicon.de: Wenn Sie an die Zukunft von QlikTech denken, welches Szenario schwebt Ihnen da vor? QlikTech könnte wie Informatica stark auf Unabhängigkeit pochen oder sich wie Business Objects (von SAP) sowie Cognos (von IBM) aufkaufen lassen…

Kobek: Mit QlikView haben wir ein Produkt, das technologisch und funktional führend ist. Dies zeigt sich auch dadurch, dass Wettbewerber mittlerweile ihre Lösungen auf In-Memory-Technologie bringen wollen. Wir werden uns daher weiter auf unsere Kernkompetenz konzentrieren und unsere Strategie konsequent umsetzen.