Software für unfallfreies Fahren

Das Institut Forwiss der Universität Passau forscht mit Autoherstellern und Zulieferern im EU-Projekt interactIVe an neuen Sicherheitssystemen für Fahrzeuge. Im Herbst sollen erste Software-Module mit Demonstrationsfahrzeugen getestet werden.

Beteiligt sind unter anderem BMW, Continental, Daimler und Volvo – die Projektleitung liegt bei Ford Europa. Wenn die 29 interactIVe-Projektpartner ihre Arbeit 2013 abschließen, wollen sie die Voraussetzung dafür geschaffen haben, dass Systeme wie Spurwechsel- und Bremsassistenten oder Abstandsregler nicht nur in Luxusautos verbaut werden, sondern auch in den Kleinwagen, Kombis und Mittelklassewagen.

Dafür will das Projekt einzelne Sicherheitsfunktionen vernetzen. “Bisher funktioniert jede einzelne Anwendung abgeschlossen für sich”, sagt Eva Lang, Mitarbeiterin im Projekt. Ein Sensor beobachte beispielsweise allein für einen bestimmten Zweck die Umgebung, ein Extra-Chip verarbeite getrennt von anderen Funktionen dessen Daten. “Wir wollen, dass z.B. die Kamera des Spurwechselassistenten, der GPS-Empfänger des Routenplaners und das Radar der Abstandsregulierung ihre Daten auf einer Plattform zusammenbringen, die dann die Ergebnisse allen Anwendungen zur Verfügung stellt.”

Durch die Kombination von Informationen aus verschiedenen Sensoren biete die Elektronik ein genaueres Bild der Umgebung und könne bessere Handlungsempfehlungen geben. Durch eine Plattform müsste auch nicht jede Anwendung über eigene Sensoren verfügen, die Zahl der Bauteile könnte sinken. “Allein in einem 7er-BMW arbeiten momentan je nach Ausstattung bis zu 70 Prozessoren”, sagt Sebastian Pangerl, ebenfalls Mitarbeiter im Projekt. Verlagere man die Komplexität der Sicherheitstechnik von der Hardware auf die Software, könne man Prozessoren sparen.

Die im Rahmen von interactIVe programmierten Schnittstellen sollen es auch ermöglichen, dass die zentrale Plattform mit den Sensoren unterschiedlicher Hersteller kompatibel ist. Auch dies mache den Einsatz von Sicherheitstechnik für kleinere Automodelle attraktiver, hieß es.

Die erste Version der von Forwiss entwickelten Software wird noch in diesem Jahr in Demonstrationsfahrzeugen aufgespielt und getestet. Die Chancen für eine Marktreife des neuen Sicherheitskonzeptes schätzen Lang und Pangerl als hoch ein. Forwiss sei von 2004 bis 2008 bereits an einem Vorgängerprojekt zur Kollisionsvermeidung beteiligt gewesen. Solche Systeme wie z.B. ein Bremsassistent seien heute im aktuellen 5er-BMW, im Ford Focus und in Modellen von Volvo verfügbar.