Von Leberkäs- und Business-Apps

Nichts Besseres gibt’s, wenn einen plötzlich Hunger überkommt, als eine Leberkäs-Semmel. In Bayern wird diese Köstlichkeit denn auch in fast jeder Metzgerei angeboten. Auch von einer großen hiesigen Fleischereikette.

Wenn man dann beim Verzehr an einem Stehtisch im Verkaufsraum von der Semmel aufblickt, fällt der Blick auf ein Plakat, das darauf hinweist, wie man dieser fetttriefenden Angelegenheit etwas mehr Schick verleihen könnte: Eine App hat die Fleischereikette in Apples Web-Shop eingestellt.

Die “GUTEn APPetit!”, wie sie dadaistisch heißt, aktuell in der Version 1.1, lauffähig auf iPhone, iPod touch und iPad ab iOS 4.2. Mit ihr lässt sich abfragen, was die Metzgerei anbietet. Vor einem rustikalen Holzbalken-Hintergrund wird das dann – also der Leberkäs halt – auf dem Display dargestellt.

Es handelt sich dabei um eine so genannte Lifestyle-App wie “Die lustigsten Klosprüche”, “Frisur lite” und “Besser Küssen – Kiss Me Guide”.

Jaa, geht einem da durch den Sinn. Es ist wohl mittlerweile wirklich stillos, einfach etwas ohne App zu tun: pinkeln, sich die Haare schneiden lassen, küssen, in eine Metzgerei gehen und sich eine Leberkäs-Semmel kaufen.

Und weil man gerade dabei ist, fällt einem noch ein: Business-Apps wären doch auch denkbar, die fast so nützlich sein könnten wie die lustigsten Klosprüche. Etwa die “HP-Management-App”.

Die arbeitet wahlweise in drei verschiedenen Modi: Im Buy-mode kauft sie automatisch alle nur erdenklichen IT-Firmen auf und versucht, die Akquisitionen durch den Vertrieb von Druckertinte zu finanzieren. Im Sell-Betrieb verkauft sie das jeweilige Kerngeschäft oder twittert zumindest Nachrichten vom bevorstehenden Verkauf.

Im Kalkulationsmodus schließlich berechnet sie den Quotienten aus der fälligen Abfindung für den oder die CEO und den verbliebenen Unternehmenswert. Und liefert somit eine wertvolle Entscheidungshilfe, wenn es um die Frage geht, ob es sich überhaupt noch lohnt, die fragliche Person zu feuern.

Die HP-Management-App benötigt keine Hardware. Denn die wird nicht mehr produziert. Ob sie ein Betriebssystem braucht, steht noch nicht fest. Denn dafür gibt es zwar Updates, aber vielleicht ist es auch schon abhanden gekommen.

Allerliebst wäre auch eine “Apple-Developer-App”, die nur auf iPhone-Prototypen lauffähig ist. Sie weist den Weg zur nächstgelegenen Verkaufsstelle für alkoholische Getränke und animiert den Besitzer durch allerlei Trinksprüche, reichlich davon zu konsumieren.

Anschließend versteckt sie den Prototypen und sorgt später durch aufgeregtes Blinken dafür, dass er von einem Journalisten oder Blogger gefunden wird. Und wenn wieder ein neues iPhone vorgestellt wird, dann triggert die App eine Berechnung in der iCloud, wie viel Apple durch die Vorberichterstattung der Journalisten und Blogger an Marketing-Maßnahmen hat einsparen können.

Oder die “Google-Search-App” zur Entlastung der Mobilfunknetze. Wie der Name schon sagt, sucht die Search-App alle persönlichen Daten auf Android-Geräten zusammen, brennt sie auf CD und schickt die dann mit der Post an Google. Vor allem Smartphone- und Tablet-Besitzer die keinen Vertrag mit Flatrate haben, können dadurch viel Geld sparen.

Die “Yahoo-App”: Sie durchforstet Online-Handelsregister nach abseitigen Firmen und bringt die dann als Käufer ins Gespräch.

Die “Nokia-App” wiederum durchsucht SAP-HR und verschickt Kündigungsschreiben – gegebenenfalls aus Kostengründen per Postwurfsendung. Sie ist hochskalierbar und schafft auch Losgrößen von mehreren Tausend spielend. Lauffähig ist sie unter allen Handy-Betriebssystemen, soweit es sich nicht um zukunftsfähige handelt, also unter Symbian und Windows Phone.

Ein nettes Gimmick wäre auch eine “Groupon-ERP-App”. Die generiert Zufallszahlen und stellt sie in Form von Unternehmensbilanzen dar.

Versonnen streicht man mit dem fettigen Zeigefinger über das Smartphone-Display: Und was wäre die schrecklichste aller Apps? – So eine ähnliche wie die von der Fleischerei-Kette, aber eine, bei der man nur über iTunes ordern könnte. Dann wär’ nicht nur ständig das Display verschmiert, sondern der Preis für Leberkäs-Semmeln würde auch noch um weit über 30 Prozent steigen.